Dunkle Kapitel der Wiener Secession
Wie haben sich Künstler*innen in der Zeit des Anschlusses und im Nationalsozialismus verhalten? Wer war Mitläufer und warum? Im Auftrag des Vorstands der Secession hat Historiker Oliver Rathkolb die Bestände des Archivs des Ausstellungshauses aufgearbeitet. Und die teils überraschenden Ergebnisse präsentiert, bei seinem Vortrag mit dem Titel „Der lange Schatten des Antisemitismus und des Nationalsozialismus und die Geschichte der Wiener Secession von 1898–1955“.
Mit der Analyse können der negative Einfluss des Antisemitismus auf Ausstellungskuratierung, Vereinspolitik und Mitgliedschaften sowie die Folgewirkungen dieser rassistischen Einstellungen rekonstruiert werden. So zeigt die Studie etwa, dass bereits ab 1905 keine Künstler jüdischer Herkunft mehr aufgenommen wurden, und dass in der ersten Republik bis 1938/39 eher rechte Burschenschaften und deutschnationale Künstler den Ton angegeben haben, sich auch die Ausstellungen zugeschoben haben und damit auch das künstlerische Niveau der Secession „ins Bodenlose gefallen ist”, wie Oliver Rathkolb sagt.
Man muss die Geschichte kennen, um in der Gegenwart richtig agieren zu können und „eine genaue Lektüre der Vergangenheit macht uns stark für die Auseinandersetzung, die wir hier in der jetzigen Gesellschaft haben“ sagt Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler.
Auf der ersten großen Sonderveranstaltung dieses Jahres ist man sich einig: Dunkle Kapitel müssen beleuchtet werden.