Simulator: "Tempo und Risiko richtig einschätzen"
Der Arbeiter-Samariter-Bund Wien hat am Mittwoch den laut eigenen Angaben ersten Fahrsimulator im Rettungsdienst in Wien präsentiert. "Die 1.500 ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen sollen den Blaulichtsimulator nützen, um im Verkehrsalltag auf verschiedenste Szenarien vorbereitet zu werden", berichtet Oliver Löhlein, Geschäftsführer des Samariterbundes Wien bei der Präsentation im 15. Bezirk. Entwickelt wurde der Simulator von der deutschen Firma Sifat.
Ein Mitarbeiter zeigte eine Fahrt im Simulator vor. Dieser ist in einem Anhänger verbaut und besteht aus Fahrersitz, Bedienelementen und mehreren Displays, die die Frontscheibe, den Blick aus dem Fenster sowie in die Seitenspiegel imitieren. Auch eine Instrumentenanzeige befindet sich auf den Bildschirmen. Mittels Modulsystem lasse sich der Simulationsaufbau beliebig gestalten - von unterschiedlichsten innerstädtischen Gefahrenpotenzialen bis hin zu diversen Autobahn-Szenarien, die beliebig aneinandergereiht werden können.
Die Fahrten sollen zwischen drei und sieben Minuten dauern, im Anschluss erfolge eine Analyse des Trainings, sagte Löhlein, der betonte: "Es geht um sicherere Fahrten." Freilich wolle man einen Patienten schnell ins Spital bringen, doch dürfe man dabei kein unnötiges Risiko eingehen. Wichtig sei es „defensiv“ zu fahren, betont Notfallsanitäter Roland Zwingraf gegenüber W24.
In Deutschland sind derzeit rund 35 solcher Blaulichtsimulatoren (bei Rettungsorganisationen und Feuerwehren im Einsatz, berichtet Eckhart Müller von Sifat. Jener beim Samariterbund ist der erste in ganz Österreich. Kostenpunkt: Rund 130.000 Euro. 30.000 Euro schießt die Wiener Städtische zu, die Fahrsicherheitstrainings generell befürwortet.
Laut Müller können manche Situationen nur in einem Simulator geübt werden. "Ziel ist es nicht, fahren zu lernen, sondern in kritische Situationen zu kommen, mit denen der Fahrer nicht rechnet", sagte Müller. Eine mehr als siebenminütige Fahrt mit dem Simulator sei gar nicht mehr sinnvoll, weil der Fahrer dann nicht mehr wisse, "was an der zweiten Kreuzung war". Zum ersten Mal im Simulator zu sitzen, sei ungewohnt, da es keine Fahrphysik gebe. Beschleunigungs- und Bremskräfte seien nicht da. "Was wir aber darstellen können, sind Vibrationen und gewisse Wippbewegungen wie bei einer Bordsteinkante", erläuterte Müller.
Pro Monat zählt der Samariterbund derzeit wienweit rund 20 Blechschäden, darunter vor allem kleinere Kratzer oder Probleme mit dem Seitenspiegel. Größere Unfallschäden gebe es etwa 25 Mal im Jahr. In weiterer Folge geht man davon aus, dass sich die Kosten für den Blaulichtsimulator in zwei bis drei Jahren amortisiert haben. Positiv sei jedenfalls die flexible Nutzung mittels mobilem Anhänger, mit dem wöchentlich andere Standorte in ganz Wien angefahren werden können, sagt Löhlein.
Streckenupdates sind jährlich geplant. Typische Wiener Heimstrecken wie Ring oder Gürtel könnten etwa in zwei Jahren am Trainingsfahrplan stehen, prognostiziert der Sifat-Mitarbeiter.(apa/vk)