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Leiche im Marchfeldkanal: Verdächtiger geständig Leiche im Marchfeldkanal: Verdächtiger geständig
Chronik

Leiche im Marchfeldkanal: Verdächtiger geständig

Der Grund für den Mord ist laut Polizei ein finanzielles Motiv gewesen.
W24 Redaktion
Freitag, 02. Februar 2024
Verfasst am 02.02.2024 von W24 Redaktion

Im Fall der Mitte Jänner im Marchfeldkanal gefundenen Leiche hat der Tatverdächtige, ein 38-jähriger Iraner, ein umfassendes Geständnis abgelegt. Das sagte Gerhard Winkler, Leiter des Ermittlungsbereiches des Landeskriminalamtes Wien, am Freitag bei einer Pressekonferenz. Demnach wurde der 45-jährige Landsmann im November wegen eines finanziellen Motivs getötet. Nur durch die Aussage des 38-Jährigen konnte die Tatwaffe in einem Pritschenwagen sichergestellt werden.

Der 45-Jährige war am 15. November des vergangenen Jahres von seiner Ex-Frau und seiner Familie als abgängig gemeldet worden. Der Mann war spurlos verschwunden, ohne jegliche Erklärung, meinte Winkler. Der letzte Kontakt war ein Videotelefonat mit seiner Mutter im Iran am 15. November um 16.00 Uhr. Schon damals sei das Verschwinden des Iraners als "äußerst bedenklich" eingestuft und erste Ermittlungsschritte gesetzt worden. Seit Dezember 2023 war auch die Staatsanwaltschaft Wien in die Ermittlungen eingebunden. Es wurde die Wohnung des Vermissten in Hietzing durchsucht, seine Handydaten wurden ausgewertet und seine Kontobewegungen überprüft.

Als dann am 13. Jänner zwischen der Schwarzlackenau und Strebersdorf ein Angler einen abgetrennten linken Fuß aus dem Marchfeldkanal gefischt und sofort die Polizei alarmiert hatte, wurde sehr bald ein Zusammenhang mit dem Verschwinden des Iraners und dem Leichenfund deutlich. "Uns war sofort klar, dass es sich hier um ein Kapitalverbrechen handeln muss, und wir haben sofort mit den Ermittlungen begonnen", sagte Winkler. Einerseits wurde nach weiteren Leichenteilen gesucht, die in Zusammenarbeit mit der Wasserpolizei und den Tauchern des EKO Cobra sowie der Hundestaffel auch gefunden wurden. Andererseits bestätigte ein DNA-Abgleich die Identität des Opfers. "Es war auch derjenige Abgängige, der von uns in unseren Ermittlungen als äußerst bedenklich eingestuft wurde", erläuterte der Kriminalist.

Zunächst gerieten mehrere Verdächtige ins Visier der Ermittler. Schon bald konzentrierten sich die Erhebungen allerdings auf den 38-jährigen Iraner, der ein Freund des Opfers war und seit Jahren in Wien-Rudolfsheim-Fünfhaus lebt. "Gegen ihn bestanden im Wesentlichen drei Verdachtsmomente", erläuterte Winkler. Zunächst habe es Geldflüsse des Opfers an den Mann gegeben. Er soll den 45-Jährigen auch dazu überredet haben, seinen gut bezahlten Job bei den Wiener Linien aufzugeben und mit ihm ein Transportunternehmen zu gründen. Der Verdächtige versuchte darüber hinaus, gegenüber der Familie das Verschwinden des 45-Jährigen kleinzureden bzw. zu beschönigen. Außerdem dürfte er mit dem Handy des Toten Nachrichten an die Familie geschickt haben, die von den Verwandten aber nicht zuletzt aufgrund der speziellen Art der Formulierungen als falsch identifiziert wurden.

Laut der Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Nina Bussek, wurde der Mann observiert und seine Rufdaten rückerfasst. Als der Mann dann am 30. Jänner den Anschein machte, zu flüchten, schritten die Ermittler ein. Der 38-Jährige war mit seinem Auto auf der Bundesstraße 6 bei Laa an der Thaya Richtung Grenze gefahren. In Mistelbach war dann Schluss, mit einer Festnahmeanordnung der Staatsanwaltschaft wurde der Mann aus dem Verkehr gezogen.

In seiner Einvernahme gab er dann zu, dass er sich am Tag des Verschwindens des Mannes zwischen 16.00 und 17.00 Uhr in dessen Wohnung in Hietzing getroffen und ihn dort zur Rede gestellt hatte. Es ging laut Winkler um einen Geldbetrag in der Höhe von 9.000 Euro, die das Opfer dem 38-Jährigen laut dessen Aussage unterschlagen haben soll. Dabei kam es zum Streit und zu einem Gerangel, infolgedessen der Jüngere einen Latthammer, den er am Tag zuvor gekauft und zur Aussprache mitgebracht hatte, zog und dem 45-Jährigen mehrmals auf den Kopf schlug.

Den Hammer entsorgte der 38-Jährige dann auf der Ladefläche eines Pritschenwagens bei einer Baustelle in Währing, in der Hoffnung, dass das Auto irgendwann mit der Tatwaffe wegfährt. Doch dem war nicht so. Der Hammer wurde von den Ermittlern am gestrigen Donnerstag unverändert auf dem Pritschenwagen gefunden und sichergestellt.

In der Wohnung des Opfers wurden Blutspuren sichergestellt, deren DNA-Analyse aber noch aussteht, so Winkler. Wie der Verdächtige die Leiche des Mannes zerteilt und im Marchfeldkanal entsorgt hat, ist noch Gegenstand von Ermittlungen. "Der Tatverdächtige hat widersprüchliche Angaben in seiner Vernehmung gemacht. Ob diese Angaben Schutzbehauptungen sind oder noch einer näheren Untersuchung bedürfen, ist Gegenstand weiterer Ermittlungen", sagte Winkler. Der Mann habe im 21. Bezirk "eine Bezugsadresse" gehabt, "wo ein gewisses Naheverhältnis sein könnte". Weitere Angaben wollte der Ermittler auch auf Nachfragen nicht machen.

Auch wie das Geschäft der beiden Männer aussehen hätte und um welches Transportunternehmen es sich handeln hätte sollen, sei noch Gegenstand von Ermittlungen, bat Winkler um Verständnis. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt wegen Mordes gegen den Verdächtigen, der gestern in die Justizanstalt Josefstadt überstellt wurde. Ein Antrag über Untersuchungshaft wurde bereits gestellt, so Bussek, die davon ausgeht, dass eine Entscheidung noch am heutigen Freitag erfolgen könnte. Die Anklagebehörde hat auch ein psychiatrisches Gutachten in Auftrag gegeben, was die Zurechnungsfähigkeit und die Gefährlichkeit des Beschuldigten betrifft. "Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen", sagte die Staatsanwältin. (APA)