Journalistin Föderl-Schmid lebend aufgefunden
Die österreichische Journalistin Alexandra Föderl-Schmid ist am Freitagvormittag lebend aufgefunden worden. Ein oberösterreichischer Polizist entdeckte sie stark unterkühlt unter einer Inn-Brücke in Braunau. Die Polizei bestätigte das Auffinden einer 53-jährigen Abgängigen gegenüber der APA. Laut "Kronen Zeitung" handelt es sich um die stv. Chefredakteurin der "Süddeutschen Zeitung" und Ex-"Standard"-Chefredakteurin Föderl-Schmid. Sie wurde in ein Krankenhaus eingeliefert.
Großangelegte Suchaktion und Kritik
Vorausgegangen war eine am Donnerstag eingeleitete großangelegte Suchaktion von Einsatzkräften im Inn an der Grenze zwischen Österreich und Bayern. Zahlreiche Medien aus Deutschland und Österreich hatten unter Berufung auf einen Bericht der "Passauer Neuen Presse" über die Abgängigkeit der prominenten Journalistin berichtet. Föderl-Schmid stellte ihre operative Tätigkeit bei der "Süddeutschen Zeitung" am Montag vorübergehend ruhend, nachdem Vorwürfe zu ihrem Umgang mit der Zitierung von Quellenmaterial in journalistischen Texten laut geworden waren. Überdies war bekannt geworden, dass das rechtspopulistische Portal "Nius" - bei dem unter anderen der einstige "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt an Bord ist - bei "Plagiatsjäger" Stefan Weber bereits vergangenen Dezember eine Prüfung von Föderl-Schmids Dissertation in Auftrag gegeben hatte. Der Salzburger Kommunikationswissenschafter warf der Journalistin zuletzt mehrere "Plagiatsfragmente" in ihrer 1996 an der Uni Salzburg eingereichten Arbeit vor. In der Folge machten sich zuletzt aber mehrere Stimmen für Föderl-Schmid stark.
So auch das Frauennetzwerk Medien und der Presseclub Concordia: Sie bezeichneten Föderl-Schmid als "herausragende Journalistin", die einer "unvergleichlichen und durch nichts zu rechtfertigenden Hetzjagd" ausgesetzt gewesen sei. "Die akkordierte Kampagnen von unverantwortlichen Boulevardmedien, Propaganda-Plattformen und selbsternannten 'Plagiatsjägern' sind gezielte Angriffe auf Qualitätsmedien, um kritische Berichterstattung zu verhindern oder unglaubwürdig zu machen", hielten die beiden Organisationen fest.
Ehemalige Standard-Chefredakteurin
Föderl-Schmid, geboren und aufgewachsen in Oberösterreich, arbeitete unter anderem 27 Jahre lang für "Der Standard", wo sie 2007 als erste Frau zur Chefredakteurin einer österreichischen Tageszeitung aufgestiegen war, und diese Funktion bis 2017 ausübte. In die Rolle einer "Vorzeigefrau" in der Medienbranche wollte sie nie gedrängt werden. Sie setzt sich als Verfechterin des Qualitätsjournalismus stets für klarere Regeln und gegen Verhaberung und Beißhemmung ein. Auch die willkürliche Inseratenvergabe vonseiten öffentlicher Stellen ist ihr ein Dorn im Auge. Mit ihrem Engagement trug sie nicht zuletzt maßgeblich zur Wiederbelebung des Österreichischen Presserats bei. Ihre Arbeit wurde unter anderem mit dem Kurt-Vorhofer-Preis und der Würdigung als "Goldene Medienlöwin" ausgezeichnet.
2017 zog es sie ins Ausland, konkret nach Israel, wo sie für die "Süddeutsche Zeitung" als Korrespondentin Beiträge lieferte. 2020 stieg sie zur stv. Chefredakteurin der renommierten Zeitung in München auf. In ihrer Zeit bei dem Blatt wurde u.a. eine Österreichseite in der "SZ"-Wochenendausgabe eingeführt.
In unregelmäßigen Abständen war Föderl-Schmid auch im W24-Talk-Format "Im Falter" zu Gast und sprach mit Raimund Löw und Expert*innen über aktuelle politische Geschehnisse. (APA/Red)
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