Fatima Hellberg wird neue mumok-Direktorin
Die 1986 in Schweden geborene derzeitige Direktorin des Bonner Kunstvereins Fatima Hellberg wird ab 1. Oktober 2025 Nachfolgerin von mumok-Generaldirektorin Karola Kraus. Diese Entscheidung stellte Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) am Donnerstag auf einer Pressekonferenz vor. Cornelia Lamprechter bleibt für eine weitere fünfjährige Amtsperiode wirtschaftliche Geschäftsführerin.
Kraus, die das im Museumsquartier Wien angesiedelte Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig (mumok) seit Herbst 2010 leitet, hatte bereits im Vorfeld angegeben, sich nicht erneut zu bewerben, und wurde heute von Mayer herzlich bedankt: "Du hast in dieser Zeit zahlreiche unvergessliche Ausstellungsmomente geschaffen, die in dieser Stadt Spuren hinterlassen haben." Auch die designierte Nachfolgerin Hellberg zollte der Arbeit der jetzigen Museumschefin, die in den kommenden Wochen die derzeit vakante Position eines Chefkurators/kuratorin selbst entscheiden wird, "große Bewunderung und Respekt".
Für die künstlerische Leitung interessierten sich 17 Frauen und sieben Männer, davon waren 16 Bewerbungen von ausländischen Staatsbürgern. Sieben Personen wurden zu Hearings eingeladen, zwei danach von der Findungskommission empfohlen. Hellberg sei eine "international bestens vernetzte, unglaublich versierte und kreative Führungspersönlichkeit", hob die Staatssekretärin hervor. "Frau Hellberg hat ein überragendes Konzept: Brückenbauen, Lifeness und Hosting, Gastgeber sein. All dies stellt eine liebevolle Einladung an das Publikum dar", sagte Mayer. "Sie steht für Aufbruch, für ein Neu- und Andersdenken von Museum, für Kooperation und Diversität. Die Arbeit mit und für die Sammlung stellt einen zentralen Teil ihres Konzepts dar."
Derzeit ist das mumok im Zuge einer Sanierung bis Juni geschlossen. Ab Herbst 2025 soll "ein Geist der Lebendigkeit" in das Museum einziehen. "Meine Vision für mumok ist ein lebendiges Museum. Das ist mir ganz wichtig", sagte die künftige Generaldirektorin. "Gerade weil dieser Raum etwas von monolithischer Geschlossenheit ausstrahlt, ist es wichtig, ihn mit Leben zu füllen." Ein lebendiges Museum müsse "neue Narrative und Verbindungen schaffen", sich als Gastgeber begreifen und "Großzügigkeit, Offenheit und Wärme gegenüber dem Publikum ausstrahlen". Um als "Treffpunkt und Ort für institutionellen Austausch" zu fungieren, müssten "Brücken geschlagen" und die Durchlässigkeit räumlich wie inhaltlich erhöht werden: "Die Wand soll zu Membran werden - von außen nach innen und vice versa."
Zu ihrer inhaltlichen Programmatik und der Abgrenzung zu der benachbarten Kunsthalle Wien, die ab 1. Juni von der Britin Michelle Cotton geleitet wird, ließ sich Hellberg wenig Konkretes entlocken. Die mumok-Sammlung sei "weltweit erstaunlich" und "ein Herzstück" des Hauses. "Wir sind aber in einem Moment, wo wir neue Narrative bauen können." So könnten generationsübergreifend junge Künstler in Kontakt mit der Kunstgeschichte gesetzt werden. Sie stehe für "Flow, Offenheit und Austausch" und begreife Museum als demokratischen Ort und Teil des öffentlichen Raums: "Leben trifft auf Kunst und Kunst auf Leben." Oder, in ähnlich vager, doch slogantauglicher Formulierung: "Pragmatismus mit Kreativität und Vision sind eine starke Combo."
Hellberg studierte Visuelle Kulturen und Kunstgeschichte an der Universität Oxford sowie Curating Contemporary Art am Royal College of Art in London. Sie hat Ausstellungen und Projekte u.a. in der Tate Modern in London, dem CCA Wattis Institute for Contemporary Arts, San Francisco, in der Malmö Konsthall und dem Museion in Bozen kuratiert. Laut Unterlagen des Ministeriums war sie "in London als Kuratorin bei Cubitt sowie bei Electra tätig, einer Organisation für zeitgenössische Kunst mit langjährigem Engagement im Bereich Gender und Feminismus". 2015-19 war sie Künstlerische Leiterin im Künstlerhaus Stuttgart, seit 2019 ist sie Direktorin des Bonner Kunstvereins. "Zu Hellbergs bevorstehenden Projekten gehören Ausstellungen im Camden Art Centre, London, und im Haus Mödrath - Räume für Kunst, Kerpen", hieß es. (APA)