Klima Biennale: Wie wollen wir in Zukunft leben?
Am Samstag wird die erste "Klima Biennale Wien" mit einem dichten Programm im Kunst Haus Wien und am Festivalareal am Nordwestbahnhof eröffnet. 100 Tage lang sollen in der ganzen Stadt an den Schnittstellen von Kunst und Wissenschaft, Politik und Gesellschaft Themen wie Ernährung, Bildung, Produktgestaltung und Natur behandelt werden. In einer letzten Pressekonferenz wurden am Donnerstag Ziele und Programm der Initiative vorgestellt.
Es handle sich um ein Gemeinschaftsprojekt, betonte Sithara Pathirana, gemeinsam mit Claudius Schulze Festivalleiterin. "Auch unsere Arbeitsweise ist geprägt von Multiperspektivität. Die Aufgaben sind vielschichtig und können nur gemeinsam bewältigt werden. Die große Frage ist: Wie wollen wir in Zukunft leben? Es ist nicht 5 vor 12 sondern 12. Wir müssen jetzt handeln. Das können nicht nur wenige, sondern müssen viele. Die Klimabiennale setzt genau da an. Und Kunst und Kultur werden es alleine nicht schaffen." Deswegen sei man stolz, rund 100 Partnerinstitutionen an Bord geholt zu haben.
"Der Klimabiennale geht es nicht um Ökologie, sondern um die gesamten gesellschaftlichen Konsequenzen", sagte Schulze. "Für Pessimismus ist es zu spät. Wir dürfen nicht verzagen, dass wir es nicht geschafft haben, die Klimakrise abzuwenden. Der Klimabiennale geht es um jeden Einzelnen, und um seine Macht, etwas zu bewirken." Deswegen gibt es nicht nur Ausstellungen und Diskussionsforen, sondern - gemeinsam mit den Wiener Festwochen - auch ein "Aktivismus Camp" im Volkskundemuseum Wien mit über 20 Gruppen als Ort der Vernetzung und der Kooperation. Was dort geschehen werde, sei nicht vorhersehbar, hieß es. Das Bekenntnis der Klima Biennale zur Gewaltfreiheit gelte aber auch für die dortigen Aktivitäten, betonte Schulze.
Während am im Hof des Kunst Hauses aufgebauten zentralen Pavillon der Festivalzentrale der laute Verkehr vorbei flutete gaben Stadtpolitikerinnen und Stadtpolitiker Bekenntnisse für eine Politik ab, die Wien auch künftig lebenswert erhalten sollen.
"Die nächsten Jahrzehnte werden viele Veränderungen bringen, aber auch viel Diskussion brauchen", sagte Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ). "Der Klimawandel ist in allen Bereichen spürbar und sucht in allen Bereichen neue Lösungsmöglichkeiten. Das Festival, das ganz Wien bespielt, ist ein gutes, neues Format dafür." Es brauche Demokratiearbeit und Bildung, um die große, notwendige Transformation gemeinsam schaffen zu können, betonte Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ): "Die Klimakrise ist auch eine Vorstellungskrise - wir können uns eine andere Welt nicht vorstellen. Es braucht das Ausrufen einer Klimamoderne. Wien muss sich international verorten als ein Ort, der sagt: Wir wollen eine andere Welt denken!"
"Immer hat die Kunst gewusst, wo die Wunden der Zeit schwären", meinte Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) und freute sich auf ein "strahlendes, wirbelndes, aufregendes Fest". Dieses wird bis 14. Juli dauern und "die Stadt als Bühne für Klima, Kunst und Zukunftsfragen" nutzen, wie Kunst Haus Wien-Chefin Gerlinde Riedl sagte. Riedl bedankte sich wie viele andere bei Christoph Thun-Hohenstein, der als früherer MAK-Chef mit der "Vienna Biennale for Change" eine Vorreiterrolle für die Klima Biennale gespielt habe. Diese verfüge über ein Grundbudget von 1,5 Mio. Euro seitens der Stadt Wien, sagte Schulze.
Im Kunst Haus Wien sind in der zentralen Ausstellung "Into the Woods" auf zwei Etagen 16 zeitgenössische Positionen versammelt, die sich mit dem menschlichen Einfluss auf den Zustand der Wälder und den "kollektiven und symbiotischen Aktivitäten des Waldökosystems" beschäftigen. Im Projektraum Garage werden modulare "Repair"-Werkstätten etabliert.
Als Festivalareal wurde das Stadtentwicklungsgebiet am Nordwestbahnhofgelände gewählt, das zu einem "Experimentierfeld für städtisches Zusammenleben" werden und Perspektiven für eine lebenswerte Zukunft vorstellen soll. Gestaltet wird das Areal von StudioVlayStreeruwitz und Isolde Rajek. Zentrales Projekt dort ist die Gruppenausstellung "Songs for the Changing Seasons". (APA)