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Wohnen

Studie: Zwei Drittel der Wiener Altbaumieten zu hoch

Durchschnittlich zahlen Betroffene um 245 Euro zu viel pro Monat - Befristete Wohnungen sind besonders oft zu teuer.
Alessa Däger
Dienstag, 11. Juni 2024
Verfasst am 11.06.2024 von Alessa Däger

Eine neue Studie nimmt Wiener Altbaumieten ins Visier. Das Ergebnis: 64% der Befragten zahlen um durchschnittlich245 Euro zu viel Miete. „Wenn wir diese Ergebnisse auf den gesamten Markt umlegen, dann zahlen die Mieterinnen und Mieter in Wiener Altbauten pro Jahr über 300 Millionen Euro zu viel an Miete“, schätzt Armin Gfrerer, Geschäftsführer von Miet-Bremse.at.

Befristete Mietverträge sind dabei besondes oft von Überhöhungen betroffen, obwohl diese laut Gesetz um ein Viertel günstiger sein müssten als gleichwertige unbefristete Wohnungen. Doch gerade hier schrauben Vermieter den Hauptmietzins besonders oft in unerlaubte Höhen: Bei 84% der Befragten mit befristeten Mietverträgen wurde der rechtlich zulässige Mietzins überschritten – und das im Schnitt um rd. 329 Euro pro Monat. „Das könnte auch ein unerwünschter Nebeneffekt des Mieterschutzes sein, da Vermieter bei den befristeten Mietverträgen oft rausholen wollen, was sie mit unbefristeten Mietverträgen nicht an Rendite erzielen können“, so Gfrerer.

Die Wohnkosten stellen für viele Haushalte eine wachsende Belastung dar. So gaben 31% der befragten Mieterinnen und Mieter im Altbau an, durch ihre Mietkosten so stark belastet zu sein, dass sie „auf andere Dinge verzichten“ müssen. Insgesamt 67% der Befragten fühlten sich durch die Wohnkosten sehr oder etwas belastet, bei nur 29% war das nicht der Fall.

„Diese Wahrnehmung ist in allen Bevölkerungsgruppen relativ ähnlich, am stärksten fallen hier die geografischen Unterschiede ins Auge“, so Studienautorin und Meinungsforscherin Christina Matzka. Während innerhalb des Gürtels sowie in den Bezirken 20 bis 22 „nur“ 23% beziehungsweise 25% der Altbau-Mieterinnen und -Mieter ihre Wohnkosten „sehr belastend“ fanden, waren es im restlichen Stadtgebiet im Schnitt 40%.

Von der Politik erwarte sich Jufina-Vorstand Stefan Schleicher vor allem „ein Überdenken des aktuellen Mietrechts". Denn das Konzept des Lagezuschlags funktioniere nicht mehr. Durch die Entwicklung der Grundstückspreise sei der Lagezuschlag innerhalb des Gürtels mittlerweile so hoch, dass der rechtlich zulässige Hauptmietzins dort inzwischen deutlich über dem Marktniveau liege. Auch der Umstand, dass das Kassieren unzulässig hoher Mieten in Österreich mit keinen Strafen verbunden sei, fördere laut Schleicher ein „exzessives Ausreizen“ des bestehenden Mietrechts zu Lasten der Mieter.

Durchgeführt hat die Studie das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Triple M im Auftrag des Prozessfinanzierers Miet-Bremse.at. Dafür sind 285 Altbau-Mieter*innen aus einer repräsentativen Stichprobe von 1.500 Personen zwischen 12. und 23. April online befragt worden. Die Schwankungsbreite beträgt +/- 5,8%. Die Studienergebnisse zeigen: Eine Überprüfung der Altbau-Mietverträge lohnt sich jedenfalls.