Wiener Volksschulen: Erhebung Religionszugehörigkeit
Die aktuellen Zahlen wurden über die Bildungsdirektion an den öffentlichen Volksschulen erhoben, beinhalten also nicht die rund zehn Prozent Privatschulen. Demnach sind 36 Prozent der Volksschüler*innen Christ*innen (21 Prozent katholisch, 13 Prozent orthodox und 2 Prozent evangelisch), 35 Prozent Muslim*innen und 26 Prozent ohne Bekenntnis. Zwei Prozent gehören einer anderen Konfession an. Berücksichtigt man die Privatschulen, würde der Anteil der Muslim*innen wohl noch leicht sinken, so der Soziologe Kenan Güngör am Dienstag vor Journalist*innen.
Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr erneuerte seine Forderung nach einem für alle Schüler*innen verpflichtenden Gegenstand "Leben in einer Demokratie" ab der ersten Klasse Volksschule. In diesem sollen Demokratie, Werte und Ethik sowie Wissen über alle anerkannten Religionen vermittelt werden. Ein eigenes Fach Religion soll demgegenüber nur zusätzlich auf Wunsch am Stundenplan stehen.
Die derzeitige Konstruktion mit einem Ethikunterricht erst ab der Oberstufe und nur bei Abwahl von Religion hält Wiederkehr für grundfalsch. Eine Änderung kann aber nur über ein Bundesgesetz erfolgen - und hier habe er sich von ÖVP und Grünen schon wiederholt eine Absage geholt. "Ich bin da aber sehr hartnäckig."
Auch am Dienstag kamen postwendend Neins. "In Zeiten von zunehmenden kulturellen Spannungen darüber nachzudenken, den Religionsunterricht abzuschaffen ist für mich einfach nur befremdlich", meinte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) in einer Aussendung. Bei der Vermittlung von Werten und Toleranz spiele auch der Religionsunterricht im Schulalltag eine entscheidende Rolle. "Der Religionsunterricht ist in Österreich verfassungsrechtlich geschützt und das wird auch so bleiben", betonte auch Kultusministerin Susanne Raab (ÖVP). Staatsbürgerliche Bildung und Informationen über das Leben in einer Demokratie müssten anderweitig ein wichtiger Teil des Schulunterrichts sein. Der Wiener FPÖ Klubobmann Maximilian Krauss sah in einer Aussendung bei Wiederkehr "Islamisierungsphantasien".
Wiederkehr wiederum fühlt sich falsch verstanden - Religion könne in seinem Modell zusätzlich zum Demokratieunterricht weiter freiwillig belegt werden, hieß es in einer Aussendung. Derzeit ist Religion ein Pflichtgegenstand, von dem man sich (entgegen dem Wortsinn) aber abmelden kann. Ab der Oberstufe muss im Fall einer Abmeldung der Ethikunterricht besucht werden. (APA/Red)