AKW-Brand: Keine Gefahr für Wien
Der Brand im ukrainischen Kernkraftwerk Saporischschja hat Montagvormittag in Wien und Europa große Besorgnis hervorgerufen. Betroffen gewesen ist allerdings ein Kühlturm, nicht aber das in einigermaßen sicherer Entfernung stehende Reaktorgebäude mit den radioaktiven Brennstäben zur Energiegewinnung. Unklar ist aber, wie der Brand dort entstehen konnte. Berichten zufolge soll es einen Drohnenangriff gegeben haben.
Auch Dominik Zeidler von den Helfern Wiens entwarnt. "Die Strahlungswerte sind normal. Wegen der Sicherheitsbedenken wurden die Reaktoren bereits 2022 heruntergefahren, sie müssen aber weiter gekühlt werden. Auf dem Gelände sind Beobachter der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) stationiert", so Zeidler auf Facebook. Somit gibt es hier also Entwarnung.
Kernkraftwerk zwar im Kalt-Zustand, muss aber repariert werden
Das aktuell unter russischer Kontrolle stehende Kernkraftwerk muss aber umgehend repariert werden. Der Chef des russischen Atomkonzerns Rosatom, Alexej Lichatschew, erklärte, das Feuer habe sehr schwere Schäden an einem Kühlturm verursacht, berichtete die russische Nachrichtenagentur Interfax am Montag. Erhöhte radioaktive Strahlung wurde nach übereinstimmenden russischen und ukrainischen Angaben nicht registriert.
Nach Lichatschews Angaben ist es unklar, ob der Schaden repariert werden kann oder ob einer der Türme ersetzt werden muss. Er warf der Ukraine vor, den Brand mit zwei Drohnenangriffen am Sonntagabend ausgelöst zu haben. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj beschuldigte dagegen Russland, das Feuer gelegt zu haben. Der staatliche ukrainische Energieversorger Energoatom erklärte, das Feuer sei wohl durch Fahrlässigkeit oder Brandstiftung entstanden. Er bestätigte, einer der Kühltürme und Gerätschaften seien beschädigt worden.
Das Feuer konnte in der Nacht nach drei Stunden vollständig gelöscht werden, wie ein von Russland eingesetzter Beamter bei Telegram mitteilte. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA), die Experten im Atomkraftwerk stationiert hat, erklärte, es seien "keine Auswirkungen für die atomare Sicherheit gemeldet" worden. Um die Ursache und die Auswirkungen des Brandes festzustellen, habe die in Wien ansässige IAEA sofortigen Zugang zu dem Kühlturm angefordert.
IAEA-Chef Rafael Grossi forderte ein Ende von Angriffen auf Atomkraftwerke. "Diese rücksichtslosen Attacken gefährden die atomare Sicherheit des Kraftwerks und erhöhen das Risiko eines Atomunfalls. Sie müssen sofort aufhören", so Grossi in der Nacht auf Montag in einem Statement.
Die ukrainische Atombehörde Energoatom warf der russischen Besatzungsmacht vor, das Atomkraftwerk als Waffendepot zu nutzen und dadurch die Bevölkerung zu gefährden: "Die Russen nutzen das Gelände und die Gebäude des AKW als Militärdepots, in denen sie Ausrüstung, Waffen, Sprengstoff und Munition deponiert haben. Sie stellen Militärfahrzeuge in den Lagerhallen des Kraftwerks ab. Auch die Kühltürme werden als Lager und Versteck für militärische Ausrüstung und Munition genutzt, was die Gefahr von Bränden (...) erheblich erhöht", so Energoatom im Kurznachrichtendienst Telegram.
Russland hat das größte Kernkraftwerk Europas kurz nach Beginn seines Angriffskriegs erobert und hält es seither besetzt. Beide Seiten machen sich gegenseitig für Angriffe auf das Kraftwerk oder Sabotage daran verantwortlich. Russland hat zuletzt immer wieder ukrainische Drohnenattacken beklagt. Wegen der Sicherheitsbedenken wurden die Reaktoren bereits 2022 heruntergefahren, müssen aber weiter gekühlt werden. (APA/Red/hh)
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