Dschungel Wien wird 20
Ob mit Musiktheater oder Performancekunst lockte man in den vergangene zwei Jahrzehnten rund 1 Million kulturbegeisterte Besucher und Besucherinnen in den Dschungel Wien, das "Theaterhaus für junges Publikum" im Museumsquartier. Vor allem den Kleinsten wurde mit spielerischen Elementen und Mitmachcharakter das Theater nähergebracht. Die Jubiläumssaison wird am 21. September mit der Uraufführung des Stückes "Zunder" von Rachel Müller eröffnet.
Koproduktionen und die Zusammenarbeit mit jungen Künstlerinnen und Künstler machten seit Anbeginn den einzigartigen Charakter des Hauses aus, sagte die künstlerische Leiterin Anna Horn am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. "Die Arbeit an und mit der nächsten Generation muss man schon in den frühen Jahren fördern", betonte Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ), dabei nehme die Begegnung mit Theater, Musik und Performance einen hohen Stellenwert ein.
Doch im Dschungel schaut man nicht nur zurück, sondern vor allem nach vorne. "Theater muss sich stetig erneuern und weiter entwickeln", meinte Horn. Wie es konkret mit dem Dschungel Wien nach der kommenden Saison weitergehen wird, lasse sich jedoch derzeit noch nicht im Detail sagen, hieß es. Klar ist nur, dass der Flächenbedarf für das voraussichtlich 2028 ins Museumsquartier übersiedelnde Haus der Geschichte Österreich (hdgö) auch Raumressourcen des Theaters beanspruchen dürfte. Teil der ausgeschriebenen Generalplanung ist jedenfalls auch die Planung von Ersatzflächen für den Dschungel Wien.
Für die Saison 2024/25 wird aber für die bisherigen Räume geplant. Am 21. startet man mit einem Festakt, "Ungehaltenen Reden ungehaltener Kinder", der Eröffnung des "Musée sentimental de Dschungel Wien", in dem Objekte früherer Produktionen ausgestellt werden, die die Geschichte des Theaterhauses repräsentieren sollen, sowie der "Zunder"-Premiere. In dem von Manuel Horak inszenierten Stück greifen die jungen Theaterschaffenden ein topaktuelles Thema auf: pornografische Inhalte im Netz und wie man damit umgehen soll. Denn durch die leichte Zugänglichkeit sehen sich oft schon Kinder damit konfrontiert und wissen gar nicht, was genau sie da sehen, geschweige denn wie und mit wem sie darüber sprechen sollen, sagte Müller: "Alle gucken Pornografie, aber niemand redet darüber. Für Jugendliche fehlt aber der Raum und Zugang, über das Gesehene zu reden. Denn das Thema ist sofort mit Verboten und Tabus behaftet."
Am selben Abend hat "who cares what you wear?", eine Koproduktion mit der Austrian Fashion Association, Premiere. Darin nähert sich Regisseurin Bianca Thomas u.a. der Frage nach dem Zusammenhang von Klimawandel und Fashionindustrie. Kostümbildnerin Lisa Knoll verwendet dafür nur Second Hand Kleidung und selbst Geschneidertes - "um zu zeigen, dass Fashion auch anders geht", wie sie bekräftigte. Mit einer Party geht die Geburtstagsfeier dann zu Ende.
Die Jubiläumsspielzeit wartet in der Folge u.a. mit einer Dramatisierung von Christine Nöstlingers Erfolgsbuch "Rosa Riedl Schutzgespenst" und einer Neukomposition anlässlich des Arnold Schönberg-Jahres auf: Für "Die Prinzessin" hat Margareta Ferek-Petric Schönberg-Musik umgearbeitet. "Wir scheuen uns nicht vor der Tradition, möchten aber Lust auf sie machen", so die Komponistin. Nina Kusturica führt bei der Produktion, die am 7. November hat, Regie.
Laut der kaufmännischen Leiterin Alexandra Hutter ist der Dschungel Wien seit Dienstag stolzer Besitzer des Österreichischen Umweltzeichens. Angesichts der tropischen Temperaturen bei der Pressekonferenz im Dschungel stellte die Stadträtin schmunzelnd die Frage, ob man dieses denn bei Einbau einer Klimaanlage wieder verlieren würde. Bei gefühlt 34 Grad keine unberechtigte Frage... (apa)