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Fassungslosigkeit nach Gewalt-Debakel bei Derby Fassungslosigkeit nach Gewalt-Debakel bei Derby
Sport

Fassungslosigkeit nach Gewalt-Debakel bei Derby

Polizei meldet insgesamt sechs verletzte Polizisten und drei verletzte Fans nach Eskalation im Allianz Stadion. Spiel endete 2:1 für Rapid.
W24 Redaktion
Montag, 23. September 2024
Verfasst am 23.09.2024 von W24 Redaktion

Wieder einmal ist das Sportliche eines Wiener Fußball-Derbys von einem Nebenschauplatz überlagert worden. Dass Rapid das zweite Heimduell mit dem Erzrivalen Austria gewann und die Tabellenspitze erklomm, ging am Sonntagabend unter. Schuld waren Fans beider Lager, die sich im Allianz Stadion mit Pyros bewarfen und eine Schlägerei lieferten. Muss man die Auswärtsfans bei Wiener Derbys in Zukunft aussperren? Die Initiative dazu müsste wohl von der Bundesliga ausgehen.

Austria-Fans warfen aus ihrem Sektor Böller auf die angrenzende Familientribüne und provozierten somit eine Rauferei, Rapid-Anhänger nahmen die Einladung an und stürmten wild in die andere Ecke des Stadions. Auch von ihnen flogen Leuchtkörper. Die wüsten Szenen erinnerten mitunter an den Platzsturm von Rapid-Fans im Mai 2011 im alten Hanappi-Stadion. Wieso die Polizei erst Minuten später reagierte und Einsatzkräfte ins Zentrum des Geschehens beorderte, wird in den diversen Nachbesprechungen aufzuklären sein. Drei Stadionbesucher und sechs Polizisten wurden insgesamt laut einer vorläufigen Einsatzbilanz der Polizei verletzt.

"Am Ende sind wir sportlich wahrscheinlich die Leidtragenden, weil wir mit einem Punkteabzug bestraft werden", verwies Rapid-Trainer Robert Klauß auf eine mögliche Sanktion durch die Bundesliga-Gremien. "So schön es auch war, der Schlusspfiff und das Feiern mit unseren Fans vor unserer West. Die Bilder danach, die will niemand sehen." Er sei nicht derjenige, "der Pauschallösungen anbieten kann und Ideen hat, wie man das lösen kann", meinte der Deutsche. Er habe aber eine klare Meinung: "Das gehört nicht ins Stadion."

Das war auch der Tenor unter allen Spielern und Offiziellen, die am Sonntagabend Stellung nahmen. "Mit Fußball hat das gar nichts zu tun, sondern da wird die Plattform Fußball genutzt für ganz andere Dinge", meinte Austria-Trainer Stephan Helm. "Hauptsache ist, dass jetzt einmal hoffentlich keinem etwas passiert ist und niemand Schäden davonträgt. Das wäre das absolute Horrorszenario", sagte Rapid-Stürmer Guido Burgstaller.

Die Austria-Fans waren durch die Vorkommnisse nach dem Derby-Sieg von Rapid am 25. Februar zusätzlich angestachelt. Damals hatten homophobe und andere beleidigende Schmähgesänge einiger Rapid-Spieler und -Funktionäre nach dem Spiel, die auf Handyvideos festgehalten wurden, für einen Eklat gesorgt. Als Entschuldigung für die Vorfälle vom Sonntag kann das selbstredend nicht herhalten.

"Wie kann man Leuchtkörper in einen Familiensektor reinschmeißen?", fragte Rapids Sport-Geschäftsführer Markus Katzer und hielt fest: "Wir müssen es aufarbeiten. Es darf in Zukunft nicht mehr passieren." Diskussionen über strengere Einlasskontrollen, um pyrotechnische Gegenstände fernzuhalten, über die Einsatzstrategie der Polizei werden in den nächsten Tagen und Wochen zu führen sein. Über Sanktionen der Bundesliga wird man frühestens in den kommenden Tagen erfahren. Das nächste Wiener Derby findet erst am 15. Februar 2025 statt.

Ein Mittel könnten Risikospiele ohne Auswärtsfans sein. Wobei: Die Vereine würden dies ihrerseits nicht vorschlagen, hieß es unter vorgehaltener Hand. Eine solche Maßnahme müsste von der Bundesliga zumindest angestoßen, indem man die Clubs an einen Tisch bittet und ihnen einen Schulterschluss nahelegt, wenn nicht sogar aufgezwungen werden.

Bei der Austria gab es angesichts der Geschehnisse und der Niederlage aber zumindest zwei kleine Lichtblicke. Dass Marco Raguz nach mehr als zwei Jahren erzwungener Stehzeit wieder ein paar Minuten in der Bundesliga kickte, weckte bei allen die Lust auf mehr. "Es war alles stabil, alles sicher. Auf das kann man aufbauen", sagte er. Auch das Comeback von Philipp Wiesinger in der obersten Spielklasse nach eineinhalb Jahren Pause kann als geglückt bezeichnet werden.

Bei Aleksandar Dragovic, den Wiesinger in der Innenverteidigung ersetzte, zeigte sich Helm dahingehend "vorsichtig optimistisch", dass keine gröbere Verletzung passiert ist. Schon am Mittwoch spielen die Violetten daheim gegen Meister Sturm Graz. (APA/Red)

Bild: Screenshot ORF