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Gewalt an Frauen: Was tun? Gewalt an Frauen: Was tun?
Politik

Gewalt an Frauen: Was tun?

Angesichts der jüngsten Morde an Frauen in Österreich zeigen sich Politiker aller Lager alarmiert.
Vanessa Kogler
Donnerstag, 17. Jänner 2019
Verfasst am 17.01.2019 von Vanessa Kogler

Vier Frauenmorde in zwei Wochen. Die Gewalttaten gegenüber Frauen nehmen zu. Angesichts der jüngsten Fälle sieht sich die Bundesregierung zum Handeln gezwungen. Auch die Opposition ist alarmiert – nicht zuletzt weil Türkis-Blau die Mittel für Prävention, Gewaltschutz, Frauen- und Familienberatung gekürzt hat.

Neue Frauen-Notrufnummer sinnvoll?

Als erste Maßnahme kündigt am Donnerstag Familienministerin Juliane Bogner-Strauss eine dreistellige Frauen-Notrufnummer an. Eine zehnstellige Rund-um-die-Uhr Frauenhelpline unter 0800 222 555 gibt es schon länger. In Wien außerdem zusätzlich den Frauennotruf, der jährlich rund 9.000 Beratungen durchführt. Bei der Bundes-SPÖ spricht man deshalb von „Geldverschwendung“ und Verwirrung den Frauen gegenüber.

Betretungsverbot mit Bannmeile

Was die Regierung noch angekündigt hat: Flächendeckende Beratungsstellen für Frauen, sowie strengere Strafen für Wiederholungstäter. In Sachen Betretungsverbot ist etwa eine Bannmeile von 50 Metern angedacht.

Männerarbeit forcieren

Auch die SPÖ-Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek spricht sich bei einer Pressekonferenz am Donnerstag für verstärkte rechtliche Maßnahmen aus, sagt aber auch: „Wichtiger wären als Sofortmaßnahme zwei Millionen Euro für Gewaltschutzeinrichtungen und eine Million Euro für Männerarbeit, dann könnten wir die nächsten Morde vielleicht verhindern“. Gerade die verstärkte Männer- und Bubenarbeit sei wichtig, um Haltungen zu verändern, bekräftigt am Donnerstag auch Romeo Bissuti, Vertreter des Dachverbands für Männerarbeit.

Die meisten Morde passieren nach Trennungen

41 Frauen und Mädchen wurden 2018 von Männern aus der Familie oder aus dem sozialen Nahbereich getötet. Tatsächlich hat sich die Zahl seit 2014 (mit 19 Morden) mehr als verdoppelt. Unabhängig von der Nationalität passieren die meisten Morde unmittelbar nach Trennungen, weiß Konfliktforscherin Birgit Haller: „Das Problem ist wirklich ein patriarchales Männlichkeitsdenken, ein Besitzdenken. Das hat mit Kränkungen zu tun. Die Täter denken sich: Wenn ich sie schon nicht haben darf, dann auch niemand anderes.“

Diskussion über Herkunft

Ohne die Flüchtlingswelle von 2015 hätten wir nicht diese Form an Gewalt von Frauen, behauptet Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ). Man werde alle rechtlichen Aspekte ausschöpfen, um straffällig gewordene Asylwerber abzuschieben, ergänzt Staatssekretärin Karoline Edtstadler (ÖVP). Alle Täter müssen angemessen bestraft werden, findet auch Heinisch-Hosek. Abschiebungen müsse man aber von Fall zu Fall diskutieren. Männerberatung und Täterarbeit sei jedenfalls für Männer aller Nationalitäten sinnvoll. (vk)