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Widerstand gegen Temelin-Laufzeitverlängerung Widerstand gegen Temelin-Laufzeitverlängerung
Umwelt

Widerstand gegen Temelin-Laufzeitverlängerung

Tschechien will die Laufzeit des AKWs verlängern, Umwelt-NGOs fordern eine Umweltverträglichkeitsprüfung.
Hannes Huss
Dienstag, 12. November 2019
Verfasst am 12.11.2019 von Hannes Huss

Der österreichische Verein atomstopp - atomkraftfrei leben hat den Störfall in tschechischen Kernkraftwerk Temelin zum Anlass genommen, den Ruf nach einer Umweltverträglichkeitsprüfung für die Anlage zu verstärken. Österreichs Nachbarland hat nämlich angekündigt, die Laufzeit der umstrittenen Reaktoren, die sich nur 184 Kilometer Luftlinie von Wien entfernt befinden, drastisch zu verlängern. Der Europäische Gerichtshof hat nun eingemahnt, dass dies in einer Umweltverträglichkeitsprüfung resultieren müsse, die Tschechische Republik ist dem noch nicht nachgekommen.

"Einmal mehr musste heute der Block I des AKW Temelin notabgeschaltet werden, Grund dafür waren offensichtlich Turbinenschwingungen. Das ist nicht neu, Probleme mit der Turbine begleiten die Geschichte des tschechischen Atommeilers seit seiner Zündung", erinnern Gabriele Schweiger und Roland Egger an zahlreiche Notabschaltungen auf Grund von Turbinenvibrationen.

Konstruktionsschwächen des Reaktors

"Dass diese immer wiederkehrenden Schwierigkeiten auf grundsätzliche Konstruktionsschwächen hinweisen, konnte nie von der Hand gewiesen werden. Beim heutigen Zwischenfall mutmaßen die Techniker allerdings, die unverhältnismäßigen Turbinenschwingungen seien auf Grund von Schwankungen der Außentemperatur zustande gekommen. Befremdlich, denn signifikante Temperaturunterschiede innerhalb kurzer Zeit sind in unseren Breiten wohl keine Seltenheit, technische Komponenten in Risiko-Anlagen müssen entsprechend ausgelegt sein!", kritisieren Schweiger und Egger.

"Besonders im Hinblick auf die Klimaveränderung, die zweifelsfrei immer extremere Wetterbedingungen hervorrufen wird, stellt sich die Frage einer generellen Neubewertung! Gerade jetzt, wo der Temelin-Betreiber CEZ nach dem bevorstehenden Ablauf der ursprünglichen Betriebsgenehmigung drastische Laufzeitverlängerung auf mindestens 60 Jahre vorbereitet, muss und kann gehandelt werden: Der Europäische Gerichtshof kam kürzlich zu dem Urteil, dass Laufzeitverlängerungen alter AKW einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) unterzogen werden müssen. Es ist also dringend notwendig, dass die österreichische Bundesregierung auf Basis dieser Präzedenz-Rechtsprechung umgehend ein Verfahren einfordert!", verlangen Schweiger und Egger abschließend. (hh/Red)
Bild: Pixabay/Ivabalk