"Wien muss als Filmstandort interessant bleiben"
Immer mehr Film- und TV-Projekte werden in Wien abgewickelt. Dafür zuständig ist die Vienna Film Commission, die die Drehansuchen bei den zuständigen Dienststellen für die Filmschaffenden einholt. Heuer feiert die Vienna Film Commission 10-jähriges Bestehen und konnte dabei ein erneutes Wachstum präsentieren.
2018: Fast 1.000 Drehgenehmigungen
Im Jahr 2018 wurden 604 Film- und TV-Projekte bearbeitet - ein Plus von 10,8 Prozent, freute sich Geschäftsführerin Marijana Stoisits. Dabei kletterte auch die Zahl der beantragten Drehgenehmigungen nach oben – von 11,8 Prozent auf 928.
Beliebte Schauplätze: Parks und Märkte
Zu den gefragtesten Motiven der Stadt gehören nach wie vor Gärten, Parkanlagen und Spielplätze - mit 205 von den Wiener Stadtgärten (MA42) ausgestellten Drehgenehmigungen. Auf Platz zwei im Motiv-Ranking liegen die Wiener Märkte, gefolgt von der Donauinsel und dem Donaukanal als drittbegehrteste Drehorte in Wien.
Bezirke 1-3 stark, Meidling abgeschlagen
"Es wird in Wien überall gedreht", meinte Marijana Stoisits hinsichtlich der Bezirksverteilung. Gedreht wurde 2018 nämlich prinzipiell in allen Bezirken Wiens. Mit 24,73 Prozent der Drehaktivitäten in Wien liegt der 1. Bezirk jedoch klar vorne. Zweitbegehrtester Bezirk ist die Leopoldstadt, die vor allem mit dem grünen Prater viele Filmschaffende lockt. Der Bezirk mit den wenigsten Filmdrehs 2018 ist Meidling, woraufhin sich die dort aufgewachsene Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) prompt für Führungen durch den Bezirk zur Verfügung stellte.
Wunsch nach höheren Fördergeldern
Neben der Freude über das erfolgreiche Jahr wurde von beiden Seiten der Wunsch nach höheren Fördergeldern geäußert. Kaup-Hasler: „Jeder Euro der hier investiert wird kommt 3 bis 5 Mal wieder zurück und stärkt die gesamte Filmwirtschaft in dieser Stadt und in diesem Land“. Vor allem auf Bundesebene bestehe viel Luft nach oben, so Kaup-Hasler, die erst kürzlich Gespräche über eine bessere Dotierung der Wirtschaftsfilmförderung des Bundes geführt hat. Gegenüber den Wirtschaftspartnern wurde am Donnerstag mehrmals die Bitte nach einer höheren Förderung geäußert, bei der internationale Produktionen mit ihren Ausgaben unterstützt werden, wenn sie Wiener Filmschaffende beschäftigen. Im Mittelpunkt der Forderungen stand die Wirtschaftskammer Wien.
Viele Projekte wandern in Nachbarländer
Ein enormer Wettbewerbsnachteil bestehe für Österreich vor allem deshalb, weil TV-Serien und Produktionen für Streaming Dienste nach wie vor nicht antragsberechtigt für Incentives sind. Das Interesse sei jedoch groß. Mehrere Gespräche wurden bereits mit den Streaming-Plattformen Netflix und Amazon Prime geführt - die meisten davon ohne Erfolg, so Stoisits. Viele Projekte würden an Nachbarländer verloren gehen, die mit Steuersenkungen und diversen anderen Anreizen locken. Prag und Budapest beispielsweise hätten den Wert einer prosperierenden Filmwirtschaft früh genug erkannt und dementsprechend investiert. Heute hätten sie Wien als Filmstandort bereits überholt.
Höhepunkte: „M“ und „Berlin Station“
Nichtsdestotrotz blickt man sehr positiv auf das Jahr zurück. 124 internationale Produktionen aus allen Kontinenten haben 2018 um 184 Drehgenehmigungen angesucht. Unter den vielen heimischen Produktionen war die aufwendigste die TV-Serie "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" unter der Regie von David Schalko. Ein weiterer Höhepunkt war die Netflix-Produktion "Berlin Station" von Regisseur Hagen Bogdanski. (apa/vk)