Schließen
Mutter-Kind-Haus: "Ich musste einfach flüchten" Mutter-Kind-Haus: "Ich musste einfach flüchten"
Soziales

Mutter-Kind-Haus: "Ich musste einfach flüchten"

Drei Mutter-Kind-Häuser betreibt die Caritas in Wien. Der Andrang ist groß. W24-Lokalaugenschein im Haus Luise (15.).
Vanessa Kogler
Mittwoch, 20. März 2019
Verfasst am 20.03.2019 von Vanessa Kogler

Seit eineinhalb Jahren wohnt Bianca T. (Name von der Redaktion geändert) im Haus Luise der Caritas. Es ist eines von drei Mutter-Kind-Häusern in Wien – und das einzige Haus mit Notquartieren. Dort können Frauen in Notsituationen Rund-um-die-Uhr aufgenommen werden. Der Andrang ist groß. Allein 2018 gab es 290 Anfragen für die fünf Zimmer.

In die Armutsfalle getappt

Bianca ist eine von 20 Frauen und 29 Kindern, die aktuell im Haus Luise im 15. Bezirk leben. Jahrelang ringt die mehrfache Mutter mit sich, bevor sie ihren Partner samt den Kindern verlässt. Als der psychische Druck zu groß wird, flüchtet sie. „Ich bin in eine Armutsfalls getappt, die Beziehung hat nicht gepasst, ich musste mich schützen ich musste die Kinder schützen“, sagt die Wienerin im W24-Gespräch.

„Versteckte Wohnungslosigkeit“

Dass es die Mutter-Kind-Häuser brauche, davon ist Mutter-Kind-Haus-Leiterin Claudia Ferner überzeugt: „Gerade bei Frauen bestehe oft das Problem der „versteckten Wohnungslosigkeit“. Oft würden die Frauen Abhängigkeitsverhältnisse eingehen um nicht mit den Kindern plötzlich auf der Straße zu stehen.

Sprung ins eigenständige Leben schaffen

Finanziert wird das Haus Luise zu einem Drittel aus Spendengeldern, der Großteil kommt vom Fonds Soziales Wien und der MA 11. Insgesamt kümmern sich derzeit 15 Betreuerinnen und Betreuer um die Mütter und ihre Kinder. Es gibt Hausregeln, außerdem müssen sich die Frauen an der Miete beteiligen. Ferner: „In den Mutter-Kind-Häusern wird auf die finanziellen Angelegenheiten der Frauen geschaut und dass die Kinder gut versorgt sind. Es geht darum, dass es wieder eine Struktur im Leben der Frauen gibt.“ Oft ginge es sich nach zwei Jahren aus, dass die Frauen wieder ein neues Leben außerhalb des MUKI, wie es intern genannt wird, beginnen können. Die Erfolgsquote sei gut. Auswertungen hätten ergeben, dass über 90 Prozent den Sprung schaffen, so Ferner.

Auch Bianca hofft auf ein selbstbestimmtes, eigenständiges Leben nach der Zeit im Mutter-Kind-Haus. Derzeit bereitet ihr vor allem noch „das Finanzielle“ Probleme. Als Alleinerziehende reiche das Geld aus einem Vollzeitjob oft nicht für Miete und Lebenskosten. Mit Kindern im Kindergarten- und Teeangeralter kommen außerdem Betreuungspflichten und Kosten hinzu. Ihr größter Wunsch: Eine eigene Wohnung. Und dass es ihre Kinder aus der Armutsfalle herausschaffen. (vk)