Wiener Studenten planen Monddorf
Ein Dorf am Mond, wo Forscher, Touristen, Arbeiter und Roboter leben, stellt sich Jan Wörner, Leiter der Europäischen Weltraumbehörde (ESA), als realisierbar vor. Wiener Architekturstudenten kreierten dafür nötige Elemente wie einen Flughafen, Trainingsgebäude für Astronomen und ein Nahrungsmittellabor. Sie stellen ihre Entwürfe nun, 50 Jahre nach der ersten Mondlandung, in einer Broschüre vor.
"Auf dem Mond gibt es ganz andere Umweltbedingungen als auf der Erde, wie die viel niedrigere Gravitation, kosmische Strahlung und Meteoriteneinschläge, deshalb kann man für dort Räume nicht so wie für hier entwerfen, erklärte Sandra Häuplik-Meusburger vom Institut für Architektur und Design der Technischen Universität (TU) Wien, die das Projekt leitete, im Gespräch mit der APA. Auf der Erde lernt man zum Beispiel, dass Stiegen mit einem Höhen-Breitenverhältnis von 17 zu 29 bequem und praktisch sind, auf dem Mond bei einem Sechstel der Schwerkraft wären solche Treppen nur Stolperfallen.
Die Nachwuchsarchitekten platzierten etwa den Raumflughafen beim Südpol, wo es größere Lagerstätten gefrorenen Wassers gibt, aus dem man Treibstoff für die Shuttles herstellen kann, nämlich Wasserstoff. Er beinhaltet Security Checks, ein Kontrollzentrum, aber auch Schlafplätze für die Crews sowie bereitstehende Personen- und Gütertransportfahrzeuge.
Ein weiteres der dreizehn ausgearbeiteten Projekte ist ein Trainingszentrum namens "Moon Campus". Dort könnten Astronauten und Wissenschafter für die Arbeit am Mond oder weiter weg im Weltraum ausgebildet werden und Erfahrungen mit der Forschung unter erdfernen Bedingungen sammeln. Der beste Platz dafür sei ebenfalls am Südpol, in der Nähe des sogenannten "Shackleton Kraters", denn dort würde am meisten Sonneneinstrahlung für diese viel Energie benötigende Einrichtung auftreffen. Unter einer Kuppel an der Oberfläche, die vor Mikrometeoriten, Strahlung und anderen Widrigkeiten schützt, planten die Architekten vier Stockwerke tief in die Mondlandschaft hinein Trainingssäle, Laboratorien, medizinische Räume, sowie Wohn- und Freizeiteinheiten.
In einem Ernährungsforschungslabor würden die Nahrungsmittel für das Leben auf dem Mond gezüchtet und zubereitet. Es könnte sich zu den anderen Bauwerken zum Südpol gesellen, und "Köchen, Großmüttern und andere Individuen mit kulinarischem Hintergrund" einen Arbeits- und Wohnplatz bieten, meinen die Planer. Natürliche Helfer, wie man sie von der Erde kennt, wie Bienen, Erdwürmer und Mikroorganismen dürften beim Anbau in einem flexiblen Tunnel als Gewächshaus nicht fehlen. Weil er sich über eine längere Strecke im Kreis spannt, würde er den Mondbewohnern, die sich ansonsten auf sehr beengte Verhältnisse einstellen müssen, zumindest zeitweise ein Gefühl von Weite bieten, erklären sie.
Damit die irdischen Jungarchitekten ein Gespür für die anderen Verhältnisse und Herausforderungen auf dem Trabanten bekommen, wurden ihnen diese von interdisziplinären Experten aus unterschiedlichen Blickwinkeln nähergebracht. Dazu zählte der österreichische Astronaut Franz Viehböck, der Kosmonaut Dorin Prunariu, ESA Mondspezialist Bernhard Foing, der Direktor des Österreichischen Weltraumforums Gernot Grömer und Impaktforscher Christian Köberl, Direktor des Naturhistorischen Museums Wien. Sie diskutierten und bewerteten auch die Entwürfe auf ihre Mondtauglichkeit. Und zwar durchwegs positiv. (APA/Red)
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