Europride: So heiß war die Regenbogenparade
Sommerhitze, Party, politische Statements - und ein neuer Rekord: Die 24. Wiener Regenbogenparade ist am Samstag über die Ringstraße gezogen - heuer wieder gegen die Fahrtrichtung. Mit dabei waren rund 500.000 Menschen - so viele wie noch nie. In Summe war der Paradenzug zwei Kilometer lang.
"Alles ist gut gegangen", zeigte sich Katharina Kacerovsky, Organisatorin der EuroPride, deren Teil die Parade heuer war, zufrieden. Ihren Angaben zufolge gab es ungefähr 30 Rettungseinsätze: "Aber nichts Schlimmes, Kreislaufkollapse", beruhigte sie. Sonst habe es keine weiteren "schlimmen Vorfälle" gegeben, zog sie Bilanz.
Die sommerlich heißen Temperaturen - heute war der bisher heißestes gemessene Tag des Jahres - taten dem Zustrom zur Parade keinen Abbruch. Menschenmassen säumten die Strecke entlang dem den Ring, um mit den Teilnehmern zu feiern. Auch bei den Anmeldungen zur Parade - dabei handelt es sich um die Wägen und Fußgruppen, die den eigentlichen Zug bilden, gab es heuer so hohes Interesse wie noch nie. 107 solcher Beiträge waren mit dabei, das sind um 60 Prozent mehr als im Vorjahr.
Bei der Dekoration der Wägen wurde Aufwand betrieben: Sie waren mit Luftballons oder Plakaten geschmückt. Auch beim Styling setzten viele auf Originalität: So gab es Engel, Bräute, Teufel, Paare im Partnerlook, die Regenbogenfarben waren omnipräsent. Ebenfalls mit dabei waren Trommler- Dudelsack-, und Biker-Gruppen. Wummernde Bässe, mit denen die Trucks bestückt wurden, sorgten auf der Route für Stimmung.
Zu den prominentesten Paradenteilnehmern zählte wohl Song-Contest-Siegerin Conchita Wurst im knallengen, weißen Latexoutfit. Sie war mit einem eigenen Truck unterwegs. Regenbogenparaden-Stammgast Hermes Phettberg ließ sich mit einem Mercedes-Oldtimer chauffieren.
Dass es sich bei der Parade eigentlich nicht um eine Party, sondern vielmehr um eine Demonstration für die Gleichberechtigung von LGBTIQ-Menschen handelte, darauf machten zahlreiche Schilder und Plakate aufmerksam. "Gewalt ist die Waffe der Schwachen" oder "Kämpfe mit uns für eine transfreundliche Welt" war zu lesen. Bei LGBTIQ handelt es sich um homo-, bi-, trans- und intersexuelle Personen.
Auch politische Statements kamen nicht zu kurz. Vor der Parade richtete u.a. Ex-Bundespräsident Heinz Fischer Worte an die Teilnehmer. Dabei mahnte er Zusammenhalt ein: "Gemeinsam können wir sehr, sehr, sehr viel erreichen." Bei der Abschlusskundgebung sprach sein Nachfolger, Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Er unterstrich dabei: "Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans, Intersex und queere Personen leben inmitten unserer Gesellschaft und werden auch weiterhin ein sichtbarer, respektierter und integraler Teil unserer Gesellschaft sein." Nach ihm gaben auch EU-Justizkommissarin Vera Jourova und der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) politische Statements ab.
Als "Überraschungsgast" wurde schließlich Melanie Geymonat auf die Bühne gebeten. Sie und ihre Freundin waren Opfer jener Prügelattacke in einem Bus in London, der vor einer Woche für große Empörung in Großbritannien sorgte. Sie wurde vom Publikum mit Standing Ovations begrüßt. Den krönenden Abschluss bildete ein Mini-Konzert von Conchita Wurst.
Die eine Regenbogenparade ist vorbei, die nächste kommt bestimmt. Ob der diesjährigen Bestmarken liegt die Latte für das kommende Jahr naturgemäß hoch. Doch Mit-Organisator Moritz Yvon, Obmann der Homosexuellen Initiative (HOSI), machte gegenüber der APA klar: Weitere Rekordwerte seien eher nicht zu erwarten. "Schön wäre es, sollten wir es wieder schaffen. Realistischer Weise muss man sagen, das Niveau wird natürlich zurückgehen."
Denn heuer sei die Parade ein Teil der EuroPride, dem größten Community-Event Europas, zu dem zigtausende Menschen extra anreisten, gewesen. "Die werden nächstes Jahr natürlich nicht bei uns sein, sondern bei unseren Nachfolger in Thessaloniki." Dort findet die EuroPride 2020 statt. (APA/Red)