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Chronik

Toter DJ: Beschuldigte Ehefrau vor Gericht

Die 38-jährige Ehefrau des ermordeten Szene-DJs stand am Donnerstag vor Gericht. Sie machte Notwehr geltend.
Hannes Huss
Donnerstag, 25. Juli 2019
Verfasst am 25.07.2019 von Hannes Huss

Wegen Mordes an ihrem Ehemann hat sich eine 38-jährige Frau am Donnerstag vor einem Wiener Schwurgericht verantworten müssen. Fest steht, dass sie den Mann am 9. Februar 2019 in der ehelichen Wohnung mit einem Messerstich ins Herz getötet hat. Die Angeklagte machte Notwehr geltend.

"Sie hat ihm das Küchenmesser gezielt und wuchtig ins Herz gerammt. Er ist kurz danach verblutet. Er hatte keine Chance", stellte der Staatsanwalt eingangs des Verfahrens fest. In der Anklageschrift hieß es, sie habe zugestochen, weil sie "zornig und wütend" war. Die 38-Jährige und ihr Verteidiger Ernst Schillhammer schilderten dagegen eine Notwehr-Situation, in welcher der Frau nichts Anderes übrig geblieben sei, als sich zu wehren.

"Was soll man sich noch alles gefallen lassen?", fragte Schillhammer. Die Frau und die beiden Kinder - eine 18 Jahre alte Tochter der Angeklagten aus einer vorangegangenen Beziehung und ein zwölfjähriger ehelicher Sohn - hätten jahrelang unter den Gewalttätigkeiten des Mannes gelitten. Vor der Bluttat sei es wieder zu einem Streit gekommen, der eskalierte. Der Mann sei wieder einmal im Begriff gewesen, seine Ehefrau zu verprügeln. "Da darf sie ein Messer in die Hand nehmen", bekräftigte Schillhammer.

"Ich wollte ihn nicht töten", versicherte die Angeklagte wiederholt. Ihr Mann habe zunächst einen Konflikt mit ihrer Tochter gehabt, als er auf diese losgehen wollte, sei sie dazwischen gegangen. Daraufhin habe er ihr gedroht, er werde ihr alle Knochen brechen. In "panischer Angst" sei sie in die Küche gelaufen. Er sei ihr gefolgt und habe ihr zugerufen, ihre Mutter werde sie nicht mehr erkennen, wenn er mit ihr "fertig" sei. Da habe sie "ein Messer genommen, um mich zu schützen". Er sei "immer aggressiver" geworden, habe sie beleidigt und beschimpft und sei "in Kampfhaltung" gegangen. Ihr Mann habe zehn Jahre lang Kickboxen und Muay Thai betrieben.

"Da muss es zum Stich gekommen sein, dass ich mich wahrscheinlich wehren wollte", gab die Frau - von Beruf Buchhalterin - zu Protokoll. Sie könne sich nicht erklären, "dass es (das Messer, Anm.) da (ins Herz, Anm.) rein gegangen ist." Sie habe beabsichtigt, "dass er von mir ablässt und nicht schlägt", schluchzte die 38-Jährige. Und weiter: "Ich habe nicht nachgedacht. Ich habe mich einfach nur gewehrt."

Die Frage, ob sie bemerkt habe, wo die Klinge ihren Mann traf, verneinte die Angeklagte. Sie habe dann wahrgenommen, wie der Verletzte sein T-Shirt anhob und Blut aus der Wunde drang. Dann sei der Mann auf die Knie gefallen und habe mit dem Kopf am Boden aufgeschlagen.

In weiterer Folge habe sie ihrer Tochter zugerufen, diese solle einen Druckverband bringen, berichtete die Frau. Die 18-Jährige wusste nicht, was damit gemeint war. Darauf habe sie Rettung, Feuerwehr und Polizei verständigt und ihren am Boden liegenden Mann umgedreht: "Ich habe gesehen, wie er grau wird." Die Frau begann mit einer Herzmassage und setzte die Reanimationsmaßnahmen bis zum Eintreffen der Rettungskräfte fort. Der lebensgefährlich Verletzte wurde in Spital gebracht, wo er starb.

"Das Schlimmste ist, dass mein Mann alleine gestorben ist", stellte die Frau stockend fest. Unmittelbar nach diesem Satz wurde sie von einem Weinkrampf geschüttelt. Nachdem sie noch hinzugefügt hatte, dass sie ihn geliebt habe, musste die Verhandlung für mehrere Minuten unterbrochen werden. (APA/Red)

Bild: Screenshot FB