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Mehr Bio und Tierwohl für Großküchen Mehr Bio und Tierwohl für Großküchen
Wirtschaft

Mehr Bio und Tierwohl für Großküchen

OekoBusiness Wien: Umweltschutz setzt Maßnahmen für die Umwelt und gegen Tierleid in der Lebensmittelproduktion
Siniša Puktalović
Mittwoch, 18. September 2019
Verfasst am 18.09.2019 von Siniša Puktalović

Gastronomiebetriebe, die umfassend nachhaltige Bioprodukte anbieten und dabei auch auf das Tierwohl achten, werden ausgezeichnet: Das Beratungs- und Zertifizierungsprogramm „natürlich gut essen“ von OekoBusiness Wien wird weiter vergrößert: Künftig können auch alle Großküchen und Kantinen, die nachhaltige und tierfreundliche Speisen anbieten, mit dem Gütesiegel „natürlich gut essen“ in Gold, Silber und Bronze ausgezeichnet werden. Die Beratung und auch die jährliche Überprüfung durch eine zertifizierte Prüfstelle wird von OekoBusiness Wien kofinanziert.

Seit dem Start des Programms im Vorjahr wurden bereits 16 Wiener Lokale mit dem „natürlich gut essen“-Siegel in Gold und vier weitere in Silber ausgezeichnet. Weitere Betriebe sind bereits in Vorbereitung. Die Staffelung der Auszeichnung erfolgt je nach Grad der Erfüllung der Kriterien des Programms bei tierischen Produkten, im sonstigen Speiseangebot sowie im Hinblick auf den Bioanteil im Sortiment. Und jetzt können auch Betriebsküchen bzw. Kantinenbetreiber in das Programm einsteigen.

Ein Runder Tisch sorgt für mehr Tierwohl
Stadt Wien – Umweltschutz, die das OekoBusiness-Programm leitet und die „natürlich gut essen“-Auszeichnung ins Leben rief, setzt gleichzeitig einen weiteren wichtigen Schritt, um die nachhaltige Produktion und die Verbesserung des Tierwohls in Lebensmittelbetrieben deutlich zu verbessern: Derzeit tagt in regelmäßigen Abständen der „Runde Tisch Tierwohl“, an dem alle wichtigen Akteure vertreten sind: Von Lebensmittelproduzenten über Großabnehmer bis hin zu Vertretern der Wissenschaft und NGOs.

Ziel dieser Beratungen ist eine gemeinsame Vereinbarung mit ganz konkreten Maßnahmen, die zu einer Verbesserung des Tierwohls in Betrieben – aber auch zur gesteigerten Abnahme genau dieser Produkte führen sollen. Ein wichtiger Schritt dabei ist jedenfalls eine Erhöhung der Bioquoten, da die Richtlinien für Bio-Betriebe auch deutlich bessere Haltungsbedingungen für Tiere beinhalten. Geplant ist, dass die gemeinsame Vereinbarung aller Beteiligten des Runden Tisches schon im ersten Quartal 2020 verabschiedet werden kann.

Steigerung der Bio-Quote durch ÖkoKauf Wien
„Gesundes Essen, das die Umwelt schont und Tierleid vermeidet, ist ein zentrales Anliegen all unserer Lebensmittelprogramme auf die vielfältigsten Ebenen“, betont Karin Büchl-Krammerstätter, Leiterin von Stadt Wien – Umweltschutz. „Einer der wichtigsten Hebel dafür ist bei der Stadt Wien selbst das nachhaltige Beschaffungsprogramm ÖkoKauf Wien, das in Betrieben der Stadt eine Mindest-Bioquote von 30 Prozent vorschreibt, die aber in Kindergärten und in den Wiener Pflichtschulen bereits auf 50 Prozent gesteigert werden konnte.“ Und das sind gewichtige Veränderungen – schließlich werden im Bereich der Stadt Wien Tag für Tag insgesamt mehr als 100.000 Mahlzeiten ausgegeben.

Ein weiterer konkreter Erfolg für das Tierwohl sind beispielsweise die ÖkoKauf Kriterien für Eier, aber auch für Produkte, die „versteckte“ also verarbeite Eier beinhalten: Hier sind für den Einkauf im Bereich der Stadtverwaltung Eier aus Bio- oder zumindest aus Freilandhaltung vorgeschrieben. Derzeit in Vorbereitung sind überdies neue bzw. überarbeitete Kriterienkataloge für den Fischeinkauf, für Geflügel sowie für Schweine- und Rindfleisch.

Wien laut NGOs ein Vorbild
Wien nimmt hier österreichweit durchaus eine Vorreiterrolle ein: Ein Bundesländer-Ranking der Umweltschutzorganisation Greenpeace kam 2018 zu dem Ergebnis, dass Wien bei der Beurteilung von Kindergarten- und Schulessen deutlich auf Platz eins landete. Erst mit großem Abstand folgte Oberösterreich auf dem zweiten Platz. Auch die Tierschutzorganisation Vier Pfoten International hob im Vorjahr in ihrem Bericht zur öffentlichen Beschaffung von Tierprodukten explizit Wien als Positivbeispiel hervor.

Konkret nannte Vier Pfoten dabei nicht nur die Bio-Quote in öffentlichen Einrichtungen, sondern auch den „natürlich gut Teller“, der in öffentlichen Einrichtungen wie Spitälern oder PensionistInnen-Wohnhäusern angeboten wird: Das sind regelmäßige Speiseangebote die mit vorwiegend biologischen Produkten und saisonalen Zutaten aus der Region zubereitet werden. Der Fleischanteil wird reduziert und ausschließlich in Bioqualität angeboten. Auch bei Fisch hat Nachhaltigkeit Vorrang, heimische Fische werden bevorzugt eingesetzt, Meeresfisch stammt aus nachhaltiger Fischerei.

ÖkoEvents bringen Bio
Dazu kommt im Bereich der Stadt Wien noch eine Reihe weitere Initiativen für nachhaltige, gesunde und tierfreundliche Lebensmittel – wie beispielsweise die Beratung und Zertifizierung von Veranstaltungen als ÖkoEvent oder ÖkoEvent Plus, bei denen Biolebensmittel ebenfalls ein zentrales Kriterium sind.

Weiters berät und unterstützt Stadt Wien – Umweltschutz auch noch eine ganze Reihe von Initiativen und Projekten zur Lebensmittel-Abfallvermeidung, „denn für jedes Stück weggeworfenes Fleisch ist ein Tier umsonst gestorben“, betont Karin Büchl-Krammerstätter.

International vernetzt
Die Stadt Wien ist bei diesen Initiativen auch international vernetzt: So ist die Stadt Mitglied des Organic City Networks. Stadt Wien – Umweltschutz koordiniert auch die Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele „Sustainable Development Goals“ (SDG) in Wien sowie die Umsetzung des Milan Urban Food Policy Pacts, dem gemeinsamen Bekenntnis von mehr als 200 Städten zu nachhaltigen und gesunden Lebensmitteln.

Eine konkrete Umsetzung der Milan Urban Food Policy Pact-Ziele war die Gründung des Ernährungsrates Wien, einer Institution der Zivilgesellschaft für ein nachhaltiges Ernährungssystem, dem Stadt Wien – Umweltschutz ebenfalls beratend und unterstützend angehört. (APA)