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Krise: Essen oder Heizen? Krise: Essen oder Heizen?
Soziales

Krise: Essen oder Heizen?

Schlange stehen für Lebensmittel: An die Caritas wenden sich immer mehr Menschen, die nie gedacht hätten, je auf Hilfe angwiesen zu sein.
Vanessa Kogler
Mittwoch, 25. November 2020
Verfasst am 25.11.2020 von Vanessa Kogler

In der Pfarre in der Endresstraße (23.) befindet sich eine von insgesamt zwölf sogenannten LeO-Ausgabestellen der Caritas. Das Programm LeO gibt es seit 2009, es steht für Lebensmittel und Orientierung. Armutsbetroffene können hier Lebensmittel- und Hygienepakete ab 4 bzw. 6 Euro erstehen. Für die Abholung in den Pfarren ist eine telefonische Anmeldung nötig. Außerdem wird die Bedürftigkeit einmal im Jahr kontrolliert.

Soziale Krise?

Jeden Mittwoch stehen hier die Menschen Schlange, 80 bis 100 Wienerinnen und Wiener werden hier an einem Ausgabetag versorgt. Immer öfter kommen auch junge Menschen. Die Gesundheitskrise entwickle sich immer mehr zu einer sozialen Krise, bemerkt Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner im W24-Interview. „Wir bekommen viele verzweifelte Anrufe – vor allem am Ende des Monats. Es sind viele dabei, die nie gedacht hätten, dass sie einmal unsere Hilfe brauchen.“

Anstieg bei Sozialberatungen

Wegen der Pandemie gibt es derzeit im Rahmen von LeO keine persönlichen Gespräche mit Sozialarbeitern. Die Beratungen der Caritas finden telefonisch statt – und auch hier steigt die Nachfrage. Schwertner: „In Wien kommen wir derzeit nicht nach, die Anfragen abzuarbeiten.“

Mehr Sozialmärkte

Die Nachfrage nach billigen Lebensmitteln steigt. In Wien hat mit der Foodpoint-Filiale in Floridsdorf mittlerweile der 28. Sozialmarkt eröffnet. Auch die Volkshilfe Wien verteilt wieder jeden Dienstag, ab 8 Uhr, Lebensmittel und Hygienartikel in der Modecenterstraße 10 im 3. Bezirk.

Was gesucht wird?

Dank erfolgreicher Social Media-Aufrufen gibt es momentan genügend Freiwillige für die Lebensmittelausgabe. Laut LeO-Leiter Georg Engel werden aber dringend Menschen mit C-Führerschein gesucht, um Lebensmittel etwa von den Supermärkten in die Pfarren zu bringen. Gesprächspartnerinnen oder gute Zuhörer sind beim sog. „Plaudernetz“ (05/1776-100) willkommen. Wer sich einsam fühlt kann dort zwischen 12 und 20 Uhr anrufen und wird anonym mit einem Freiwilligen verbunden. Abseits davon braucht es auch Unterstützung mittels Geldspenden. Unter www.schenkenmitsinn.at kann jeder bzw. jede einen Beitrag leisten. Damit möglichst viele Wienerinnen und Wiener gut durch die nächsten Wochen kommen. (vk)