"FußgängerInnen werden immer kritischer"
Wer in Wien geht, tut dies mit zunehmend weniger Begeisterung. Das geht zumindest aus dem Mobilitätsreport 2019 hervor, der nun veröffentlicht wurde. Fußgänger sind demnach mit einer Reihe von Ärgernissen konfrontiert, die das Vorankommen erschweren. Besser ist die Stimmung bei den Wienerinnen und Wienern, sobald sie ein Fahrrad besteigen. Hier ist die Zufriedenheit gewachsen.
Der Mobilitätsreport ist eine kombinierte Befragung der Stadtbewohnerinnen und -bewohner zum Rad- und Fußverkehr. Er basiert auf der Auswertung von 1.500 persönlichen Interviews. Darüber hinaus wurden 950 Personen telefonisch und online befragt. Durchgeführt wurde die Studie vom Markt- und Meinungsforscher Peter Hajek im Auftrag der Wiener Mobilitätsagentur. Die Ergebnisse liegen nun vor.
Der Bericht lässt vor allem beim Thema Zu-Fuß-Gehen Potenzial für Verbesserungen erkennen. Die Zufriedenheit ist zwar weiterhin auf sehr hohem Niveau, wie gegenüber der APA in der Mobilitätsagentur betont wurde - im vergangenen Jahr ist sie aber leicht zurückgegangen. 82 Prozent der Wienerinnen und Wiener gehen gerne zu Fuß, im Jahr 2017 war der Wert noch um sechs Prozentpunkte höher.
Als Problem gelten etwa kombinierte Verkehrsflächen. So besteht der Wunsch nach Gehwegen, die man sich nicht mit Fahrrädern - oder den auf Radwegen inzwischen ebenfalls anzutreffenden E-Scootern - teilen muss. Auch längere Grünphasen bei Fußgänger-Ampeln werden urgiert, genauso wie mehr Sitzmöglichkeiten im öffentlichen Raum. Mit Breite der Gehsteige sind die Wiener Spaziergänger hingegen zufrieden.
"Insbesondere in jenen Bezirken, in denen die Bevölkerung stark wächst, muss Zu-Fuß-Gehen einfacher und angenehmer gestaltet werden. Denn ohne Anstieg beim Rad- und Fußverkehr können die Klimaziele der Stadt nicht erreicht werden", forderte die Fußverkehrsbeauftragte Petra Jens in einer Stellungnahme. Die Fortbewegungsart gehört in Wien definitiv zum Alltag: Mehr als drei Viertel (77 Prozent) der Bevölkerung legen täglich Fußwege von mehr als zehn Minuten zurück.
Beim Radfahren steigt sowohl die Zufriedenheit, als auch die Bereitschaft, das Fahrrad als Verkehrsmittel zu nutzen, stetig an, wie der Mobilitätsreport zeigt. Zwanzig Prozent der Stadtmenschen radeln mehrmals pro Woche - und sie fühlen sich dabei offenbar sicher. Im Jahr 2012 stimmten 52 Prozent der Aussage "Ich fühle mich als Radfahrende/r in Wien sicher" zu, im Jahr 2019 waren es 76 Prozent. "Radinfrastruktur und Bewusstseinsbildung wirken. Die hohe Zufriedenheit mit den Radfahrbedingungen ist eine Voraussetzung für mehr Radverkehr in Wien", zeigte sich Martin Blum, Radverkehrsbeauftragter der Stadt Wien, überzeugt.
"Es ist erfreulich, dass die Wienerinnen und Wiener das Zu-Fuß-Gehen und Radfahren in der Stadt positiv sehen. Darauf werden wir uns aber nicht ausruhen", sagte Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne): "Im Gegenteil: Da sie viel Wert auf klimafreundliche Fortbewegung legen, sehe ich das als Auftrag, die Straßen noch sicherer und angenehmer zu gestalten, damit noch mehr Menschen auf klimafreundliche Fortbewegungsmittel umsteigen." (apa/vk)