Dramatische Lage: Wien verlängert Lockdown
Die weiter dramatische Situation auf den Intensivstationen führt dazu, dass der Lockdown in Wien und Niederösterreich um zwei weitere Wochen bis 2. Mai verlängert wird. Immerhin die Schulen sollen eine Woche früher wieder mit dem Präsenzunterricht starten. Ob sich das Burgenland anschließt, wird sich erst am Mittwoch entscheiden. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) verweist auf die sinkenden Zahlen in seinem Bundesland.
In Wien sind es weniger die aktuellen Infektionszahlen als jene in den Spitälern, speziell auf den Intensivstationen die Sorge bereiten. Daher lud Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Montag Experten zu einem Gipfel. 245 Personen liegen auf Intensivstationen, jeden Tag werden es ein paar Tage mehr, weshalb der Stadtchef Handlungsbedarf sieht. Die Tendenz müsse gebrochen werden.
"Ich weiß, dass das unpopuläre Maßnahmen sind", betonte Ludwig in seinem Pressestatement Montagnachmittag. Angesichts der Lage in den Spitälern gebe es aber keine andere Möglichkeit. Vor allem mache das veränderte Virus dem Gesundheitssystem zu schaffen: "Wir befinden uns durch die sogenannte britische Mutation in einer völlig neuen Situation." Diese sei sehr aggressiv, auch immer mehr junge Menschen seien betroffen.
In welcher Form und unter welchen Voraussetzungen Handel und persönliche Dienstleistungen dann im Mai wieder öffnen können, werde noch zwischen dem Bund und den Ländern besprochen, sagte der Bürgermeister. Ludwig schloss auch nicht aus, dass die Gastronomie dann wieder aufsperren wird.
Einen Öffnungsplan erwartet sich das Land Niederösterreich vom Bund. "Bis auf weiteres" geht man aber mit Wien Hand in Hand. Das heißt, auch hier bleibt der Handel bis 2. Mai zu. Noch warnten nämlich Experten vor Alleingängen in der Ostregion, hieß es in einer gemeinsamen Stellungnahme von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, LHStv. Stephan Pernkopf (beide ÖVP) und Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ).
Die gesamte Ost-Region ist ja eng verzahnt mit zigtausenden Pendlern zwischen den drei Bundesländern. Insofern gibt es auch Druck auf das Burgenland nachzuziehen, doch Landeshauptmann Doskozil zögert. Das hat einen Grund. Denn in seinem Bundesland sind die Inzidenzen zuletzt recht stark gesunken. Mit 186,1 Infektionen auf 100.000 Einwohner liegt man mittlerweile nur noch relativ knapp hinter Vorarlberg, das mit seinen Öffnungsschritten in der Gastronomie als Testregion gilt, aber möglicherweise schon am Dienstag seine Nummer 1-Position an die Steiermark verliert. Am Montag lag man im "Ländle" mit der Inzidenz 157,9 gegenüber 158,3 nur noch minimal besser.
Man habe ein großes Verständnis dafür, dass sich Wien angesichts neuer Höchststände bei den Intensivpatienten schon jetzt für eine Verlängerung des Lockdowns entschieden habe, hieß es Montagabend aus dem Büro des burgenländischen Landeshauptmanns. Aus burgenländischer Sicht sei aber eine sinkende Inzidenz zu verzeichnen: "Es gibt derzeit nur drei Bundesländer mit niedrigerer Inzidenz."
Das Burgenland habe auch nach wie vor eine hohe Testintensität, die rückläufige Infektionsentwicklung sei daher auch nicht auf ein gesunkenes Testniveau zurückzuführen. Nun soll bis Mittwoch mit Experten bewertet werden, ob die positive Tendenz wirklich nachhaltig sei und zu einer absehbaren Entlastung führen könne. (APA/red)
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