Öffnung: Wien überlegt begleitende Schritte
Wien könnte die aktuelle Öffnungsverordnung doch um weitere Maßnahmen ergänzen. Mehr als "symbolhafte Schritte" wird es vermutlich aber nicht geben, wie Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) im Gespräch mit Medienvertretern angekündigt hat. Details will er erst nach einem Gesprächen mit Fachleuten und nach Prüfung der nun vorliegenden Verordnung entscheiden.
Die Unterredung mit dem Gremium wird morgen, Mittwoch, stattfinden. Dass Wien danach Teile der Öffnungen quasi zurücknimmt, davon ist aber offenbar nicht auszugehen. "Es wird schwierig werden für Wien, einen völligen Sonderweg zu gehen." Denn die gesamte Bevölkerung stelle sich darauf ein, einen normalen Sommer zu haben. Er wolle jedoch vermeiden, dass ähnliche Fehler passieren, wie im vergangenen Jahr - wo das böse Erwachen im Herbst gekommen sei.
Er verwies einmal mehr auf die Delta-Mutation, die international bereits für Einschränkungen sorge. Es sei nach wie vor Vorsicht angebracht, gab er zu bedenken. Man könne noch schwer abschätzen, ob man die Mutationen weitergeben könne, obwohl man geimpft sei. Ludwig hält es laut eigenen Angaben für möglich, dass Wien eine strengere Maskenregelung vorschreibt. Dies seien Maßnahmen, die in anderen Ländern wie Großbritannien und Israel wieder eingesetzt würden.
Laut der Verordnung des Bundes ist ab 1. Juli dort, wo 3-G-Nachweise gelten, Mund und Nase nicht mehr zu bedecken. Ausnahmen gibt es für Alten- und Pflegeheime sowie Gesundheitseinrichtungen. Die Tragepflicht zumindest eines MNS gilt jedoch weiter in geschlossenen Räumen wie zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln und deren Stationen.
In Öffis sei es jedenfalls sinnvoll, Maske oder Mund-Nasen-Schutz weiter zu tragen, zeigte sich Ludwig überzeugt. "Ich persönlich glaube ja überhaupt, dass sich einbürgern wird, dass manche Menschen aus Sicherheitsgründen in engen Räumen, wo viele Menschen sind, so einen Schutz verwenden." Man habe etwa bemerkt, dass in der Coronazeit die Influenza-Erkrankungen stark zurückgegangen seien, weil die Maßnahmen gegen Corona auch dagegen wirken würden.
"Wir sollten nicht warten, bis es wieder schwierig ist, die Situation zum Besseren zu drehen", hielt Ludwig fest. Großes Augenmerk würde nun auf den kleineren Kindern liegen - deren Eltern auch oft noch nicht geimpft seien. Vorschulkinder werden demnächst Lutscher-Tests absolvieren, die mittels PCR-Methode ausgeweitet werden. Das berichtete Manuela Födinger, vom Institut für Labordiagnostik in der Wiener Klinik Favoriten mit.
Das Verfahren basiert auf der von Födinger miterfundenem Gurgeltest, der in Wien etwa bei der Aktion "Alles Gurgelt" zum Einsatz kommt. Kinder in ausgewählten Kindergärten werden demnächst im Rahmen einer Monitoringstudie untersucht.
Der Lutscher-Test gehört zu jenen Wiener Projekten, die vom "Medizinischen-Wissenschaftlichen Fonds des Bürgermeisters" finanziert wurden. Den Fonds gibt es prinzipiell bereits seit 1978, wie Ludwig ausführte. Während der Coronapandemie seien jedoch 2 Mio. Euro eigens für Forschungsarbeiten im Zusammenhang mit dem Virus dotiert worden. 50 Projekte wurden bisher unterstützt.
Auch die Virologin Judith Anderle von der Medizinischen Universität Wien untersucht das Virus - zuletzt vor allem die neuen Varianten. Geprüft wird etwa, ob die verfügbaren Impfstoffe hier wirken. Laut Anderle ist dies der Fall. Manche Mutationen wie jene aus Südafrika oder auch die Delta-Variante würden sich zwar schneller ausbreiten und Antikörper könnten sich nicht mehr so schnell an das Virus binden, ein hoher Antikörperspiegel helfe jedoch.
Dieser liege aber - bei den Vakzinen, die in zwei Tranchen verabreicht werden - erst ab der zweiten Impfung vor, betonte sie. Nach dem ersten Stich oder auch nach einer Erkrankung sei der Spiegel zum Teil noch zu niedrig: "Auch Genesene sollen sich darum impfen lassen." Die vom nationalen Impfgremium vorgenommene Reduktion der empfohlenen Abstände zwischen der Impfung seien ebenfalls sinnvoll (apa) .