Caritas fordert zum Muttertag Entlastungen
Die 56 Sozialberatungsstellen und neun Mutter-Kind-Häuser in ganz Österreich merken es seit einiger Zeit deutlich: Der Druck auf Armutsgefährdete ist in den vergangenen Wochen massiv gestiegen. Vor allem jene, die gerade noch über die Runden gekommen sind, finden sich jetzt in einer prekären Situation. Schauspielerin Hilde Dalik und die Caritas baten am Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Wiener Mutter-Kind-Haus Luise anlässlich des Muttertages um Spenden und Entlastungen.
"Muttertag 2022 muss mehr sein als Blumenstrauß, Kaffee und Kuchen!" lautete das Motto. Die Caritas warnte mit Schauspielerin Hilde Dalik vor einer zunehmenden Not von Frauen und Kindern in Österreich. "Die Mutter-Kind-Häuser sollten mehr unterstützt werden!" zeigte sich die Mimin überzeugt. "Wir als Gesellschaft sind verantwortlich für die Verletzlichsten!" Sie selbst ist gemeinsam mit Kollegen seit 2014 mit dem Verein CHONG (http://www.chong.at) in der Flüchtlingshilfe tätig, unterstützt aber auch die Caritas regelmäßig und tatkräftig. "Das sollte selbstverständlich sein!" zeigte sie sich im APA-Gespräch überzeugt. Auch wenn sie Verständnis für eine gewisse Schockstarre angesichts schlechter Nachrichten aufbringt, engagiert sie sich gerne. "Veränderung ist möglich", das hätte sich sowohl in der Pandemie als auch der Ukraine-Krise gezeigt. Sie spricht sich aktuell etwa für freie oder reduzierte Fahrt für alle Geflüchteten in Öffis und Bahn aus.
Die Not vieler Frauen und Kinder nehme drastisch zu, warnte Caritas. Derzeit sei die Nachfrage nach Hilfe in den Mutter-Kind-Häusern größer als das Angebot. Insbesondere Alleinerziehende sind betroffen, die oft schnelle und unbürokratische Unterstützung brauchen - oft reiche es am Monatsende nicht einmal für Lebensmittel oder einen Fahrschein. "75.000 Kinder sind in Wien armutsgefährdet", sagte Klaus Schwertner, geschäftsführender Caritasdirektor der Erzdiözese Wien. Österreichweit sind im Vergleich zum Vorjahr 18.000 Kinder mehr von Armut betroffen. Der Spendenbedarf sei kein Sprint, sondern ein Marathon, "vermutlich sogar ein Ultra-Marathon".
Viele, die bisher gerade noch irgendwie über die Runden gekommen sind, wüssten jetzt nicht mehr, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen. Die sozialen Folgen der Pandemie, die stärkste Inflation seit 40 Jahren und massiv gestiegene Preise stellen eine zunehmend unüberwindbare Herausforderung dar. Einerseits steige die Zahl der geflüchteten Frauen und ihren Kinder aus der Ukraine weiter, andererseits stelle die höchste Inflation seit 40 Jahren immer mehr Menschen vor unüberwindbare Herausforderungen. Mit knapp jeder zweiten (47 Prozent) sind alleinerziehende Frauen) deutlich häufiger von Armut betroffen.
Die Caritas begrüßt die jüngst beschlossenen Einmalhilfen, mahnt aber konkret zu einer "echten" Kindergrundsicherung, Sozialhilfe-Reform und Valorisierungen. Einer aktuellen Studie des Momentum-Instituts zufolge dürften die verschiedenen Sozialleistungen seit Beginn des Jahres durch die Inflation um 36 Millionen Euro an Wert verloren haben. Wie zuletzt etwa auch das WIFO spricht sich die NGO für eine jährliche Valorisierung von Sozialleistungen und einer gesamten Reform der Sozialhilfe aus. Außerdem müsse der Familienbonus auch einkommensschwache Familien erreichen.
Die Mutter-Kind-Häuser sind dringend auf Spendengelder angewiesen, die gemeinsame Aktion #Mütternhelfen von BIPA und P&G sammelt noch bis 18. Mai - Ziel sind 100.000 Euro. Mit jedem Kauf einer Packung der Marken Ariel, Always, Braun, Gillette Venus, Fairy, Oral B, Pampers und Pantene im Bipa Online Shop oder in einer Bipa Filiale fülle sich der Spendentopf. "Mit 20 Euro kann etwa ein Babypaket mit Windeln, Babynahrung, Stramplern geschnürt werden", sagte Schwertner. (APA)