Grüne fordern Maßnahmen bei Wiener Linien
Die Wiener Linien haben zuletzt ihr Angebot zurückgefahren, da angesichts von Personalnot der bisherige Fahrplan oft nicht mehr einzuhalten war. Harsche Kritik daran kommt unter anderem von den Wiener Grünen. Sie haben am Donnerstag ein "Sofortprogramm" präsentiert, mit der überlange Wartezeiten verhindert werden sollen. So wollen sie etwa eine Grüne Welle für Öffis durchsetzen, auch Maßnahmen gegen Falschparker werden gefordert.
Laut den Verkehrsbetrieben fehlen derzeit jeweils rund 100 Bim- und Buslenker. Pensionierungen und eine Krankheitswelle werden dafür vor allem verantwortlich gemacht. Die Wiener Linien haben Anfang Jänner angekündigt, hier gegenzusteuern (W24 hat berichtet). Neben einem Ausbildungspaket sowie besseren Löhnen und Dienstzeiten wurden auch die Fahrpläne angepasst. Die Intervalle wurden zumindest vorübergehend teilweise ausgedehnt. Vor allem auf weniger frequentierten Strecken oder zu Zeiten mit schlechterer Auslastung müssen Fahrgäste nun auch planmäßig länger warten.
Kraus: "Dritte Verschlechterung innerhalb weniger Jahre"
Dies sei bereits die dritte Verschlechterung innerhalb weniger Jahre, ärgerte sich der Parteichef der Grünen, Peter Kraus. "Die Wiener Linien sind dabei, einen ausgezeichneten Ruf zu verspielen", befand er. Die Grünen würden hinter dem Unternehmen stehen, bei der Stadtregierung könne man sich hier nicht so sicher sein, meinte Kraus. Die Vorschläge der Grünen würden bei einer Umsetzung jedenfalls sofort wirksam werden, zeigte er sich überzeugt.
Gefordert wird etwa eine Bevorzugung der öffentlichen Verkehrsmittel an Ampeln. "Halten nur an Haltestellen", umriss Mobilitätssprecherin Heidi Sequenz das Motto. Das fehlende Personal könne durch bessere Ampelschaltungen kompensiert werden. Aktuell würden etwa manche Straßenbahnlinien während 25 Prozent ihrer Fahrzeit von Ampeln blockiert werden.
Falschparker stärker zur Kasse beten
Auch schlecht abgestellte Autos sind laut den Grünen immer wieder für Aufenthalte verantwortlich. Laut Zahlen aus dem Jahr 2021 wurde die Straßenbahn 1.808 Mal von Falschparken blockiert, also rund fünf Mal pro Tag, wie man vorrechnete. Gefordert werden höhere Strafen und Parkverbote an neuralgischen Punkten. Auch sollen problematische Parkspuren zu Grünanlagen oder breiteren Gehsteigen umgebaut werden.
Der zweite Mobilitätssprecher der Fraktion, Kilian Stark, begrüßte, dass bei den Wiener Linien an den Arbeitsbedingungen "geschraubt" werde. Das Unternehmen hat unter anderem angekündigt, sogenannte Unterbrecherdienste mit langen Pausen reduzieren zu wollen. Stark verwies jedoch auch auf die grüne Forderung nach einer 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Um die Kundschaft für das Ungemach zu entschädigen, sprechen sich die Grünen zudem dafür aus, dass die Jahreskarte für drei Monate temporär gratis ausgegeben wird.
VCÖ für „flächendeckende Umsetzung“
Eine „Grüne Welle für Öffis“ sei eine „wirksame Maßnahme“ heißt es von Seiten des Verkehrsclub Österreich mit Verweis auf das Öffi-Konzept in Zürich. Dort müssen Straßenbahnen nur an Haltestellen halten – und nicht an Ampeln. Dadurch gebe es weniger Staus und mehr Pünktlichkeit. „Dass eigene Gleiskörper und Busspuren sowie Bevorrangungen an Ampeln wirksam sind, ist auch in Wien dort zu sehen, wo es sie gibt. Eine möglichst flächendeckende Umsetzung würde den Wienerinnen und Wienern viel bringen“, so Christian Gratzer vom VCÖ gegenüber W24.
Wiener Linien: „Laufend im Austausch“
„Mehr als die Hälfte der Straßenbahnen fahren bereits auf eigenem Gleiskörper“, so der Konter der Wiener Linien auf den 5-Punkte-Plan der Grünen. Und weiter: „Die Wiener Linien sind laufend im Austausch mit den zuständigen Stellen der Stadt um Verbesserungsvorschläge umzusetzen, damit die Fahrgäste schneller ans Ziel kommen. Ein Großteil der Ampeln in Wien werden bereits so geschaltet, dass die Öffis flotter unterwegs sein können.“
In Sachen Gratis-3-Monats-Jahreskarte als Quasi-Entschuldigung winken die Wiener Linien ab. Der Preis der Jahreskarte sei seit der Einführung vor 10 Jahren nicht erhöht worden. Ein Euro pro Tag sei auch weiterhin ein attraktiver Preis um die Wiener*innen ans Ziel zu bringen. (apa/vk)