Wiener Linien mit neuem Maßnahmenpaket
Die Wiener Linien wollen ihre Personalengpässe und die damit einhergehenden Verzögerungen im Fahrbetrieb reduzieren. Sie haben ein Maßnahmenpaket geschnürt, um die Situation zu verbessern. Es sieht unter anderem eine Erhöhung der Fahrdienstgehälter und Prämien vor. Auch eine Arbeitszeitreduktion soll kommen, wie das Unternehmen der APA mitteilte. Auswirkungen wird es aber auch für die Kunden und Kundinnen geben. Denn das Angebot wird reduziert.
Zwar habe man sich, so wird beteuert, auf die Pensionierungswelle vorbereitet und etwa die Ausbildungsplätze fast verdoppelt, trotzdem gebe es aktuell zu wenig Personal. Laut den Verkehrsbetrieben fehlen aktuell rund 100 Straßenbahnfahrerinnen bzw. -fahrer und ebenso viele Buslenkerinnen bzw. -lenker. Ein verlässlicher Fahrplan in den gewohnt dichten Intervallen sei darum nicht immer möglich. Die äußerst starke Krankheitswelle in diesem Winter erschwere die Personalplanung zusätzlich, hieß es.
Will dichtere Intervalle, hohe Zuverlässigkeit und bessere Bedingungen bis spätestens Herbst erwirkt haben: Wirtschafts- und Öffi-Stadtrat Peter Hanke, der den Wiener Linien zuletzt einiges an Input mitgegeben hat
(Bild: Facebook Peter Hanke)
Das spüren derzeit auch die Fahrgäste - die längere Wartezeiten vor allem bei der Straßenbahn in Kauf nehmen müssen. "Um die bekannte Regelmäßigkeit sowie Verlässlichkeit zu gewährleisten, haben die Wiener Linien ein Fünf-Punkte-Programm zur kurzfristigen Stabilisierung der Intervalle und langfristigen Bewältigung der Situation zusammengestellt", teilte man mit. Personalgewinnung, die Optimierung der Arbeitsbedingungen und die Stabilisierung der Intervalle hätten oberste Priorität, versicherte Alexandra Reinagl, die neue Vorsitzende der Wiener-Linien-Geschäftsführung.
Wiener Linien Chefin Alexandra Reinagl (Mitte) sieht starken Handlungsbedarf (Bild: Luiza Puiu)
Neben einer Ausbildungsoffensive, die etwa ein Deutschkurs-Angebot für Personen mit nicht ausreichenden Sprachkenntnissen beinhaltet, soll etwa der Fahrdienst attraktiviert werden. Ergebnis der aktuellen Kollektivvertragsverhandlungen ist eine Erhöhung der Gehälter um 210 Euro brutto pro Monat. Auch die Zulagen seien zum Teil wesentlich erhöht worden, hieß es. Für jede geleistete Überstunde erhalten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Fahrdienst eine Prämie in der Höhe von drei Euro zusätzlich zu allen gesetzlichen Zuschlägen.
Im Straßenbahnbetrieb wurde auch eine Arbeitszeitreduktion von 37,5 auf 35 Wochenstunden bei gleichbleibender Bezahlung vereinbart. Die sogenannten Unterbrecherdienste stehen ebenfalls im Fokus. "Aktuell prüft das Verkehrsunternehmen weitere Möglichkeiten zur Verbesserung der Diensteinteilung", heißt es dazu. Die Dienste mit Freizeit zwischen den Schichten hatten zuletzt für Kritik gesorgt. Außerdem wird geprüft, inwiefern es Verbesserungen bei den Orten für Dienststart und Dienstende geben kann.
Die Werbekampagne, die das Ziel hat, Neueinsteiger zu gewinnen, wird fortgesetzt. Außerdem erhalten Mitarbeiter, die eine erfolgreiche Anwerbung vermitteln, 1.000 Euro Belohnung.
Der Punkt "Stabilisierung der Intervalle" betrifft die Kunden. Eine weitere Ausdehnung der Intervalle bei Bim und Bus soll laut Wiener Linien eine "bestmögliche Rückkehr zu mehr Verlässlichkeit und Regelmäßigkeit" bringen und das Personal entlasten. Sprich: Das Angebot wird reduziert, um Verspätungen so weit wie möglich zu vermeiden.
Dabei werden die Abfahrten außerhalb der Morgenspitze gestreckt. Das wird auf weniger frequentierten Strecken und innerhalb schlechter ausgelasteter Zeiträume passieren, so die Wiener Linien. Rund 97 Prozent des Fahrplans werden weiterhin unverändert angeboten, hält man fest. Auch die U-Bahn ist von der Anpassung nicht betroffen.
Die Änderungen treten am 9. Jänner in Kraft. Auf 19 der 28 Straßenbahnlinien und 16 der 131 Buslinien gilt dann ein angepasster Fahrplan, wobei alle 164 Linien und rund 5.600 Haltestellen weiterhin angefahren werden.
Die Wiener Linien verweisen darauf, dass per 1. November der Fahrplan bereits um 0,4 Prozent reduziert wurde. In einem zweiten Schritt soll er nun noch einmal um 2,3 Prozent verringert werden. Das bedeutet etwa, dass an Wochenenden sowie in der Ferienzeit bei einigen Straßenbahnlinien das Intervall von zehn auf zwölf Minuten verlängert wird, rechnet man vor.
Gehofft wird, dass die Maßnahme nur temporär ist, wie es in der Mitteilung hieß: "Aus derzeitiger Sicht gehen die Wiener Linien von einer Verbesserung der Personalsituation bis zum Herbst 2023 aus und werden zu diesem Zeitpunkt voraussichtlich auch den Fahrplan wieder in vollem Umfang bedienen können." (APA/Red)
Bild: Wiener Linien/PID