Wien Museum: Dauerausstellung wird gratis
5.000 Jahre Stadtgeschichte zum Nulltarif: Die Dauerausstellung im neuen Wien Museum am Karlsplatz wird gratis sein. Alle Besucherinnen und Besucher können somit ab 6. Dezember, dem Eröffnungstermin des Neubaus, auf drei Etagen den 3.300 Quadratmeter großen Parcours bei freiem Eintritt besuchen, schwärmte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Montag von einem "historischen Schritt". Nur für die Sonderausstellungen braucht man auch künftig ein Ticket.
Der Gratis-Zutritt zur permanenten Schau war schon länger im Gespräch und wurde etwa sowohl von Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) als auch von Museumsdirektor Matti Bunzl bereits im Vorjahr in Aussicht gestellt. Nun wurde die Sache offenbar im Rathaus endgültig fixiert. Der Schritt erfolge in Österreich das erste Mal in einem öffentlichen Ausstellungshaus, versicherte der Stadtchef und verwies dabei in Richtung Großbritannien, wo 2001 der Besuch der Dauerausstellung in 15 Museen ohne Griff ins Geldbörsl möglich ist. Der Zuspruch sei dort merkbar höher geworden: "Man hat soziale Gruppen erreicht, die sonst wohl nicht in ein Museum gehen würden." Einen vergleichbaren Effekt erhofft sich Ludwig auch für das umgebaute und erweiterte Wien Museum. Immerhin habe das Haus - anders etwa als viele Bundesinstitutionen - schon vor der Schließung hauptsächlich die heimische Bevölkerung als Publikum im Fokus gehabt. Nur ein Viertel der Gäste seien demnach Touristinnen und Touristen gewesen.
Was die Maßnahme kosten wird, blieb vorerst offen. Danach gefragt, sprach Museumsdirektor Matti Bunzl von einem generellen, auf fünf Jahre ausgelegten Finanzierungsabkommen mit der Stadt, das gerade zugeschnürt werde. Darin sind freilich auch Faktoren wie die Vergrößerung des Hauses, die darauf folgende Aufstockung des (Vermittlungs-)Personals, aber auch erwartete Mehreinnahmen durch den Shop oder durch eine Beteiligung an den Gastro-Umsätzen berücksichtigt. Es sei deshalb schwer zu sagen, was der Gratis-Eintritt nun genau kosten werde. "Das Delta wird im niedrigen Hunderttausender-Bereich sein", schätzte er. In Sachen Besucherzahlen - vor der Schließung 2019 und damit noch in Vor-Corona-Zeiten waren es zuletzt 160.000 pro Jahr - meinte Bunzl, 300.000 Gäste "wären schön, vielleicht werden es mehr".
"Wir hoffen auf Wiederholungstäter", feixte Kaup-Hasler. Bezüglich Kosten sagte sie, dass man diese wohl in ein bis zwei Jahren genau beziffern könne. Sie gehe aber davon aus, dass diese mit dem generellen Finanzierungsrahmen abgedeckt sind. Durch den freien Zugang zur Dauerausstellung werde jedenfalls ein Ort für gesellschaftliche Teilhabe, für Dialog und die Auseinandersetzung mit Geschichte und Gegenwart geschaffen, was in "krisengeschüttelten Zeiten" demokratiepolitisch besonders wichtig sei. Folglich soll auch ein breites kostenfreies Vermittlungsprogramm angeboten werden (apa/red).