"Rückgang der Verparkung in allen Bezirken"
Knapp ein Jahr nach Einführung des flächendeckenden "Parkpickerls" in der Bundeshauptstadt zieht Wiens Verkehrsstadträtin Ulrike Sima (SPÖ) positive Bilanz. "Mit der wienweiten Pickerl-Einführung haben wir jede Menge Platz im öffentlichen Raum gewonnen, sowohl den Autopendlerverkehr als auch den Parkplatzsuchverkehr deutlich reduziert und damit einen Meilenstein für den Klimaschutz erreicht", sagte Sima am Mittwoch in einer Aussendung.
Analysen würden zudem zeigen, dass deutlich weniger Autos ohne Wiener Kennzeichen in der Stadt seien. Auch eine "spürbare Reduktion der Stellplatzauslastung in den Erweiterungsbezirken" sei Folge der Einführung. Dadurch sei laut Sima mehr Platz für Begrünungs- und Entsiegelungsprojekte oder den Radverkehr entstanden.
Bild: PID/Christian Fürthner
Wie schaut die Reduktion in Floridsdorf aus?
Für den 21. Bezirk brachte das Parkpickerl laut Informationen der Stadt Wien demnach eine Reduktion der abendlichen Stellplatzauslastung in den Erhebungsgebieten von 74,9 % auf 63,8 % (20-22 h). Die morgendliche Auslastung sank demnach deutlicher, von rund 71,7 % auf 52,7 %. Das enstpricht einem ein Rückgang von rund 19 %.
Rückgang in der Donaustadt
"Die Stellplatzauslastung im 22. Bezirk sank an Hotspots wie etwa der Industriestraße/Lange Allee vormittags um rund 53 %, von 101,7 % auf 48,3 %. In Kaisermühlen brachte das Pickerl eine Reduktion von 100 % auf 62,7 %. Im Schnitt der erhobenen Gebiete, fiel vormittags die Auslastung der Stellplätze von 76,1 % in der Vorher-Untersuchung auf 62,3 % nach der Einführung des Parkpickerls. Ein Rückgang von rund 14 %", wird informiert.
Rückgänge auch in Liesing und Hietzing
Auch in Liesing wurden demnach die positiven Auswirkungen der Pickerl-Einführung sichtbar. Wurde in der Vorher-Untersuchung am Vormittag von Werktagen noch eine Stellplatzauslastung von 76,1 % festgestellt, sei dieser Wert nun auf 58,2 % gesunken. "Damit brachte die Parkraumbewirtschaftung vormittags rund 18% weniger Stellplatzauslastung in den untersuchten Gebieten", heißt es in der Aussendung. In Hietzing seien demnach vier von fünf Wiener Pkw nun "weg".
Am 1. März 2022 wurde die Parkraumbewirtschaftung auf ganz Wien ausgedehnt. Seitdem gilt in allen Bezirken eine Kurzparkzone. Eine Ausnahme davon gibt es nur für Bewohner*innen, die über ein eigenes Fahrzeug verfügen. Sie können seither das "Parkpickerl" - auch online - für zehn Euro pro Monat beantragen. Die Einnahmen aus der Parkraumbewirtschaftung fließen, so die Stadt, direkt in den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel. Pendlern wird generell empfohlen, Park & Ride Anlagen zu nutzen.
Sima sieht in der nun seit knapp einem Jahr einheitlichen Wiener Regelung einen Vorteil. Zuvor seien Autofahrer*innen in Bezirken mit "Parkpickerl" auf angrenzende Bezirke ausgewichen, wo noch gratis geparkt werden konnte. Dies habe in den betroffenen Gebieten für Probleme gesorgt. Mit der Einführung des flächendeckenden "Parkpickerls" wurden auch die Bezirke Floridsdorf, Donaustadt, Liesing und Hietzing in die Parkraumbewirtschaftung integriert. In Simmering wurde nun auch jener Teil aufgenommen, der bisher unbewirtschaftet war.
ÖVP für Reform
Eher nicht ganz so positiv fällt die diesbezügliche Bilanz der Opposition aus. Die Stadt habe nur ein veraltetes Modell fortgesetzt, beklagte der Wiener ÖVP-Chef Karl Mahrer. Er sprach sich für eine generelle Reform aus: "Was wir brauchen, sind mehr Lenkungseffekte, eine Vereinfachung sowie einen Digitalisierungsschub." Als Sofortmaßnahme empfahl er unter anderem eine Verringerung der Gültigkeit der Kurzparkzone in den Außenbezirken auf 19.00 statt 22.00 Uhr.
Grüne: Leerstehende Parkplätze begrünen
"Ein Jahr Parkpickerl, und noch immer ist nichts mit den leer gewordenen Stellflächen passiert", kritisierten die Grün-Abgeordneten Heidi Sequenz und Kilian Stark. Schon vor einem Jahr habe man gefordert, dass leerstehende Parkplätze in den Bezirken Simmering, Hietzing, Floridsdorf, Donaustadt und Liesing mit Bäumen bepflanzt, Radwege gebaut oder mehr Radständer in Parkspuren errichtet würden. Passiert sei nichts, man finde noch immer oft eine leere Betonfläche vor.
FPÖ: Kritik an Kontrollen
FPÖ-Verkehrssprecher Toni Mahdalik nahm die Kontrollen bzw. Strafen ins Visier. Er sprach von einem "Raubzug durch die Geldbörsel der Autofahrer". Denn gestraft würde nun auch in Siedlungsgebieten ohne Gehsteige oder mit zu schmalen Straßen, wo jahrzehntelang ohne Bedenken und Verkehrsbehinderungen geparkt worden sei, kritisierte Mahdalik. (apa/vk)