Dachgleiche: Pratermuseum nimmt Gestalt an
Noch liegen Holzspäne herum und fehlen die Ausstellungsobjekte, aber es lässt sich schon erkennen, in welchen Räumlichkeiten die Geschichte des Wiener Praters künftig aufbereitet wird. Denn die Dachgleiche für das neue Pratermuseum im Wurstelprater ist geschafft. Bei einem Pressetermin am Freitag konnten die drei Ebenen zwischen Riesenrad, Dizzy Mouse und Imbissständen in der Straße des Ersten Mai begangen werden. Die Eröffnung ist weiterhin für März 2024 geplant.
Dank des Neubaus steht künftig eine doppelt so große Nutzungsfläche wie am bisherigen Standort in einem Seitentrakt des Planetariums zur Verfügung. Die gesamte Fläche beträgt 400 Quadratmeter, 200 davon sind für eine neue Dauerausstellung in den beiden Obergeschoßen des 16 Meter hohen Gebäudes reserviert. 120 Quadratmeter finden sich im ersten Stock für die mehr als 250-jährige Geschichte des Vergnügungsparks und 60 Quadratmeter im zweiten Stock, wo auch ein neun Quadratmeter großer Balkon einen tollen Blick über den Prater erlaubt. Das Erdgeschoß soll ein Ort der Begegnung werden, ist von zwei Seiten begehbar und weist eine konsumfreie Zone auf. Auch findet sich dort ein Veranstaltungsbereich, der aus dem Museum die einzige nicht-kommerzielle Eventlocation im Prater macht.
Umwelttechnisch soll das neue Pratermuseum den höchsten Ansprüchen gerecht werden. Es wird als eines der ersten öffentlichen Gebäude Wiens in Holzbautechnik errichtet. Eine Wärmepumpe heizt und kühlt das Gebäude, auf dessen Dach eine Photovoltaikanlage Strom erzeugt. Klimapaneele zur Regulierung der Luftfeuchtigkeit sollen den Primärenergiebedarf erheblich senken.
4,1 Millionen Euro wurden für den Bau veranschlagt. "Abgerechnet wird zum Schluss, aber trotz unglaublicher Teuerung sind wir weiter auf Schiene", zeigte sich Matti Bunzl, Direktor des Wien Museums, unter dessen Zuständigkeit das Pratermuseum fällt, gegenüber der APA optimistisch, die geplanten Kosten nicht zu überschreiten. Die Stadt Wien zahlt kräftig an der Errichtung des neuen Pratermuseums mit. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) war über die Entscheidung, mehr Geld für einen nachhaltigen Neubau in die Hand zu nehmen, sichtlich zufrieden. Statt einer "schiachen" Spielhalle werde ein "touristisches Highlight" errichtet. "Der Prater wird mit fortschreitendem Alter immer einzigartiger", freute sich die Stadträtin.
Die Kuratoren arbeiten derzeit noch an der Gestaltung der neuen Ausstellung. Konzept und Objektauswahl sind aber so gut wie fertig. Zu sehen werden bekannte und neue Highlights aus der Sammlung sein, die den Watschenmann genauso umfasst wie einen lebensgroßen Braunbären aus einer Schießbude, eine nackte Venus aus dem Wachsfigurenkabinett, einen Heiratsvermittlungsautomaten aus der Zeit um 1900 oder einen Ringelspielbaum in der Figur der Fortuna. So manches Objekt wird derzeit noch in den Räumlichkeiten des alten Pratermuseums restauriert. Der Seitentrakt geht im Anschluss zurück ans Planetarium, so Bunzl. Begleitend zur neuen Ausstellung sind mehrere Publikationen geplant. So soll ein großes Praterbuch zur Geschichte entstehen, an dem 40 Autorinnen und Autoren mitwirken. (apa)