Burger & Pommes? Kritik an Nehammer
"Kanzler Nehammer empfiehlt also in einem Video für armutsgefährdete Familien, dass wenn sie es sich nicht anders leisten können, doch den Kindern einen Burger kaufen sollen als warmes Mittagessen, gleich noch mit Pommes dazu, weil es bei (...) eh so günstig ist" - in einem sehr sarkastisch gehaltenen Instagram-Video übt Vizebürgermeister und Jugendstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) massive Kritik an den Aussagen von Bundeskanzler Karl Nehammer, die aktuell in einem viral gegangenen Video für ein Raunen in der politischen Landschaft sorgen. Der Stadtrat verweist auf das Gratis-Mittagessen an Wiens Schulen, eine Initiative der Liberalen.
Auch die übrigen Themen, die in dem aufgenommenen Video des Bundeskanzlers angeschnitten werden, sorgen für Unmut. In der sechsminütigen Aufnahme empört er sich Nehammer über Frauen, die in Teilzeit arbeiten, die Diskussion um Kinderarmut und die Sozialpartnerschaft. Empört über das Video zeigen sich ÖGB, Caritas, Grüne, SPÖ und FPÖ.
Video zeigt Nehammer Ende Juli
"Ich habe mit meinen Sozi-Freunden oder linken Freunden, das ist jetzt ein Euphemismus, könnt's euch vorstellen, das sind keine Freunde (...)" startet das Video, aufgenommen bei einem Besuch bei der ÖVP Hallein Ende Juli. Was folgt, ist eine Empörungsrede Nehammers vor Parteifreunden. Etwa über Frauen, die in Teilzeit arbeiten, obwohl sie keine Betreuungspflichten haben. Aber auch wenn es heiße, es gebe Kinder, die keine warme Mahlzeit bekämen, regt das den Kanzler auf: "Wisst's was die billigste warme Mahlzeit in Österreich ist? Ist nicht gesund, aber sie ist billig: ein Hamburger bei McDonald's", so Nehammer. Die ÖVP bestätigte gegenüber Puls 24 die Aussagen des Kanzlers.
Parteiübergreifende Empörung
Empörung machte sich davor schon auf Twitter (X) breit. "Die Österreicherinnen und Österreicher haben einen Bundeskanzler verdient, der die Menschen respektiert, statt sie zu verachten", schrieb SPÖ-Obmann Andreas Babler. Auch FPÖ-Chef Herbert Kickl kritisierte Nehammer scharf: "Immer dann, wenn Nehammer glaubt, unter Seinesgleichen zu sein, bricht bei ihm diese Mentalität durch, die man aus der Führungsmannschaft der ÖVP nur allzu gut kennt - Stichwort Pöbel! Ein Politiker, der derart empathielos, abgehoben, eiskalt und eine derartige Verachtung für die armutsgeplagten Menschen an den Tag legt, ist für den Job als Bundeskanzler ungeeignet." Vom grünen Koalitionspartner meldeten sich vorerst die Frauensprecherin Meri Disoski sowie die Menschenrechtssprecherin Ewa Ernst-Dziedzic auf Twitter zu Wort. Für letztere ist die "offene Abwertung einer sozial-gerechten Politik wenig überraschend Teil der bürgerlichen Verrohung, auch wenn trotzdem erschreckend in dieser Offenheit."
Klare Worte kamen am Mittwochabend auch von Caritas-Präsident Michael Landau. "In Österreich muss niemand verhungern oder im Winter erfrieren. Weil wir in der Geburtsortslotterie einen Haupttreffer gezogen haben. Aber wer sagt, dass in Österreich niemand hungert oder friert, hat von der Wirklichkeit der Menschen keine Ahnung", schrieb er auf dem Kurznachrichtendienst. (APA/Red/hh)