Preis für fünf Wiener Verkehrsinitiativen
Gleich fünf Kategoriesiege gehen heuer beim VCÖ-Mobilitätspreis Österreich nach Wien: Der Bicibus Wien, bei dem Kinder gemeinsam in Begleitung von Erwachsenen zur Schule radeln, gewinnt die Kategorie "Kindgerechte Mobilität". Die WienBox der Wiener Lokalbahnen, die Paketboxen miteinander vernetzt und Zustellfahrten reduziert, gewinnt die Kategorie Logistik. Prämiert wurden beim VCÖ-Mobilitätspreis Österreich auch die künftige Fahrradstraße Argentinierstraße, das Planungsbüro Bauchplan für das Konzept der "Zweierlinie als Klimaboulevard" und die Initiative Pagat Ultimo, die nicht mehr benötigte Fahrräder sammelt, repariert und sozial benachteiligten Menschen zur Verfügung stellt.
Der VCÖ-Mobilitätspreis stand heuer unter dem Motto "Zukunft jetzt gestalten!". Bei Österreichs größtem Wettbewerb für nachhaltige Mobilität, der vom VCÖ in Kooperation mit dem Klimaschutzministerium und den ÖBB durchgeführt wird, gab es heuer mit 407 eine Rekordanzahl an Einreichungen. "Im heurigen Sommer wurde uns auch in Österreich mit Hitze, Dürre und Hochwasser infolge von Starkregen die sich verschärfende Klimakrise drastisch vor Augen geführt. Umso wichtiger ist der Einsatz für eine klimaverträgliche und sozial gerechte Mobilität. Die eingereichten Projekte zeigen nachhaltige Lösungen für Verkehrsprobleme auf, machen Mut und motivieren zum Nachahmen", dankte VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern am VCÖ-Mobilitätspreis Österreich.
In zwölf Kategorien wurden beim VCÖ-Mobilitätspreis Österreich vorbildliche Projekte ausgezeichnet. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler gratulierte den Preisträgerinnen und Preisträgern: "Der VCÖ-Mobilitätspreis holt Jahr für Jahr beeindruckende Projekte vor den Vorhang. Initiativen und Ideen, die den Verkehr in Österreich sicherer, besser und klimafreundlicher machen."
Der Bicibus ermöglicht das sichere Radfahren zur Schule und gewinnt die von woom unterstützte Kategorie "kindgerechte Mobilität". In einer organisierten Fahrt treffen sich Kinder und Begleitpersonen zu fixen Zeitpunkten an "Haltestellen" und fahren gemeinsam eine festgelegte Route zur Schule. Die Polizei begleitet die Fahrt. Im letzten Schuljahr wurde der Bicibus in Favoriten und Döbling umgesetzt, auch in Hietzing gab es erste gemeinsame Fahrten. Die Radlobby Wien hat für engagierte Eltern und Elternvereine einen Handlungsleitfaden erstellt. "Damit Kinder gerne Radfahren und Spaß an aktiver und klimafreundlicher Mobilität haben, brauchen sie die richtigen Rahmenbedingungen und ausreichend Platz", gratuliert woom Geschäftsführer Paul Fattinger den Gewinnerinnen und Gewinnern.
Mehr Platz zum Radfahren wird künftig die Fahrradstraße Argentinierstraße bieten und fährt damit den Sieg beim VCÖ-Mobilitätspreis Österreich in der Kategorie "Bewegungsaktive Mobilität" ein. Zum ersten Mal in Österreich wird eine Fahrradstraße nach niederländischem Vorbild umgesetzt. Unter anderem hat die durchgängig rot asphaltierte Fahrradstraße keine Fahrbahnerhebungen, an den Kreuzungen wird die Sicht verbessert, zudem wird der Straßenraum auch begrünt, zusätzliche Bäume werden gepflanzt.
Die Lieferverkehr infolge der Zunahme der Online-Bestellungen ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Der Güter- und Dienstleistungsverkehr macht ein Viertel des Kfz-Verkehrs in Wien aus. Eine Maßnahme zur Reduktion der Fahrten sind White Label Paketboxen. Diese können von allen Logistik-Dienstleistern, lokalen Händlern und Privatpersonen genutzt werden. Die Wiener Lokalbahnen arbeiten mit dem Projekt WienBox an der Vernetzung der aktuell 440 White Label Paketboxen, um die Kapazitäten effizienter nutzen zu können und entwickelt eine gemeinsame App, die dann die Nutzung aller Paketboxen erleichtert. Die WienBox gewinnt die Kategorie "Güterverkehr und Logistik" beim VCÖ-Mobilitätspreis Österreich.
Die Zweierlinie in Wien als Klimaboulevard - das sieht das Konzept des Planungsbüros bauchplan vor und gewinnt damit die Kategorie "Konzepte". Das Konzept schlägt vor, den Bau der U5 zu nutzen, um die Zweierlinie zu einem Boulevard mit Grünflächen und schattenspendenden Bäumen umzugestalten. So kann ein neuer Naherholungsraum im dicht bebauten Zentrum entstehen.
Alte, nicht mehr benötigte Fahrräder sammeln, sie reparieren und straßenfit machen und dann Menschen zur Verfügung stellen, die sich kein Fahrrad leisten können. Die Initiative "Frankensteins Fahrrad" möchte sozial benachteiligten Menschen einen kostenlosen Zugang zu umweltfreundlicher Mobilität bieten. Die engagierten Wienerinnen und Wiener des Vereins "Pagat Ultimo" werden beim Reparieren von drei Fahrradwerkstätten unterstützt. Bereits mehr als 30 Fahrräder konnten übergeben werden, unter anderem an das Flüchtlingsprojekt Ute Bock. "Frankensteins Fahrrad" gewinnt die Kategorie "Sozial inklusive Mobilität".
"Der VCÖ-Mobilitätspreis macht seit Jahren die besten Ideen und Initiativen für nachhaltige Mobilität sichtbar. Er trägt wesentlich dazu bei, die Menschen für umweltfreundliche Lösungen und Angebote zu begeistern," gratuliert ÖBB-Personenverkehrs Vorständin Sabine Stock.
Gesamtsieger beim VCÖ-Mobilitätspreis Österreich 2023 ist die Marktgemeinde Wiener Neudorf für die nachhaltige Belebung des Ortskerns. Zum einen wurde zentral eine Wohnhausanlage mit 114 Wohnungen errichtet. Die Anzahl der zu errichtenden Pkw-Stellplätze wurde reduziert, die Bewohnerinnen und Bewohner erhalten bis zu 1.200 Euro pro Wohnung als Unterstützung für Öffi-Jahreskarten und es stehen E-Carsharing und Elektro-Fahrräder zum Ausleihen zur Verfügung. Zudem wurde vor der Wohnhausanlage ein breiter und begrünter Boulevard errichtet, dafür wurde auch eine Kfz-Fahrbahn umgewidmet. "Wohnbau und Siedlungsentwicklung haben großen Einfluss auf das Mobilitätsverhalten. Zentrumsnahes Wohnen ermöglicht es der Bevölkerung häufiger klimaverträglich und kostengünstig zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Öffentlichen Verkehr mobil zu sein. Gleichzeitig stärken damit die Gemeinden ihren Ortskern und die Nahversorgung", verdeutlicht VCÖ-Geschäftsführerin Ulla Rasmussen die Vorbildrolle des ausgezeichneten Projekts.
Beim VCÖ-Mobilitätspreis Österreich gab es heuer zwölf Kategorien. Für jede Kategorie hat eine Fachjury die Projekte bewertet. Insgesamt nahmen 82 Fachleute an der Jury teil. Die fünf am besten bewerteten Projekte je Kategorie wurden im Juli auf der VCÖ-Website vorgestellt und konnten bei einem Online-Publikumsvoting Zusatzpunkte erreichen. Die Summe der Punkte von Fachjury und Publikumsvoting ergeben den Kategoriesieg.