Ganz viel Fledermaus im Strauss-Jahr 2025
Pünktlich zum 150. Jahrestag der Uraufführung von Johann Strauß' Operette "Fledermaus" am heutigen 5. April gab "Strauss-Festjahr 2025"-Intendant Roland Geyer weitere Einblicke in das Programm, das unter dem Motto "Wien in Strauss und Braus" rund 60 Produktionen an rund 250 Spieltagen bereithält und heute in einem Jahr auch zum "Fledermaustag" lädt. "Wir haben de facto jede Woche eine Premiere, ein Konzert oder eine Eröffnung", freute sich Geyer bei der Pressekonferenz.
"Wir haben uns gefragt, wie die Operetten mit neuen Formen ins Heute gebracht werden können", erläuterte Geyer seine Entscheidung, für das Programm zum 200. Geburtstag des Komponisten mit zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern zusammenzuarbeiten, die bisher kaum Berührungspunkte mit Strauß gehabt hätten. Zu den Höhepunkten zählt da etwa eine Neuinterpretation des "Zigeunerbarons" durch Roland Schimmelpfennig und die Musicbanda Franui in der Halle E im Museumsquartier. Der deutsche Dramatiker bezeichnete seine Neufassung des Librettos via Live-Zuschaltung aus Spanien "als eine der schwierigsten Aufgaben" seiner bisherigen Karriere. Schließlich gehe es nicht nur um eine Einordnung des heute schwierigen Titels, sondern grundsätzlich darum, wie mit einer Minderheit umgegangen wird. "Das Lied vom Rand der Welt oder Der 'Zigeunerbaron'" feiert am 25. März in der Halle E im Museumsquartier Premiere. Eine zweite Auseinandersetzung mit dem Stoff gibt es dann ab 10. April in der Halle G mit "ROMAbaron", einer Weitererzählung aus der Perspektive von Saffi, einer jungen Romnja, durch das Theaterkollektiv Hybrid.
Auch Nikolaus Habjan hat sich bisher vor einer Auseinandersetzung mit dem Operetten-Genre gescheut, wie er bei der Pressekonferenz sagte. Er liefert eine Interpretation von "Wiener Blut" im Schlosstheater Schönbrunn (ab 10. August). Unter dem Titel "Blitz und Donner" widmet sich Jaqueline Kornmüller gemeinsam mit der Autorin Milena Michiko Flašar jenen 100 Liebesbriefen, die Strauß einst an die junge russische Komponistin Olga Smirnitskaja schrieb, wobei Flašar die nicht erhalten gebliebenen Briefe der Angebeteten als neue Antworten an Strauß verfasst (Premiere am 25. Jänner im Odeon). Sie habe sich gefragt: "Wer war Johann Strauß wirklich?", so Kornmüller, die nach ihrer Auseinandersetzung mit den Briefen zum Schluss gekommen ist, dass "da kein walzerseliger Mensch spricht, sondern ein Mann, der mit sich und dem Leben total unglücklich ist".
Auch das Rabenhof Theater ist in der langen Reihe der ungewöhnlichen Auseinandersetzungen mit dem Jahresregenten mit dabei: Dort setzt Stefanie Sargnagel ab 25. Februar mit Live-Musik auf "Walzer, Wein und Wohlstandsbauch" (Arbeitstitel), im Reaktor Wien laden Chris Haring und Liquid Loft zu einer "utopischen Ballnacht" mit dem Titel "Seid umschlungen Millionen" (Premiere am 1. März). Ein "immersives (Operetten-)Theatererlebnis" ist von Nesterval zu erwarten, wenn das Kollektiv im (sonst geschlossenen) Dianabad die Operette "Fürstin Ninetta" interpretiert (ab 15. Februar). Mit "Indigo und die 23 Räuber*innen" hat Anna Bernreitner ein Reiseformat entwickelt, mit dem Strauß' erste Operette "Indigo" an 23 Tagen im Juni im öffentlichen Raum aller 23 Wiener Bezirke zu sehen sein wird. Eine ganz besondere Intervention findet am 6. Juni statt, wenn Strauß am Zentralfriedhof und im Wiener Konzerthaus "aufgeweckt" werden soll: Und zwar genau 126 Jahre nach seinem Begräbnis.
Neben dem Operettenschwerpunkt und zahlreichen "Specials" gibt es auch eine Konzertschiene, die mit der "Ersten Neujahrsstunde" am 1. Jänner um Mitternacht mit Nikolaus Habjan und den Wiener Symphonikern eingeläutet wird. Am 19. Jänner folgt im Musikverein ein "Erinnerungskonzert" mit dem ORF Radiosymphonieorchester (RSO) unter dem Dirigat von Oksana Lyniv, am 27. Jänner lädt Wolfgang Mitterer im Konzerthaus mit "tritsch tratsch" zu einer Neuinterpretation von 19 Strauß-Hits. Bekanntes und Unbekanntes steht in einem "Operetten-Pasticcio" von Christian Thielemann und den Wiener Philharmonikern am 29. März im Musikverein auf dem Programm. Auch das Linzer Ars Electronica Futurelab ist mit von der Partie, und will mithilfe von KI und vier Musikuniversitäten kompositorische Reflexionen über die Musik des Jubilars anheizen.
Als Ganzjahresprojekt ist "Schatten des Zweifeld - Im Kopf des Genies" der Künstlerin Deborah Sengl angedacht, die in der Time Busters-Filiale im Museumsquartier einen Escape Room konzipiert hat, der ausgehend von der historischen Person des Johann Strauß eine "Auseinandersetzung mit dem Innen- und Außenleben des Künstlertums" ermöglichen soll. Im Wiener Stadtpark bringt die Medienkünstlerin Victoria Coeln in unmittelbarer Nähe zum Strauß-Denkmal ab 21. März "Musik zum Leuchten" und erweckt sieben Frauenfiguren aus dem Kosmos der Strauß-Operetten via Augmented Reality zum Leben.
Der "Fledermaustag" am 5. April wartet u.a. mit einer "Biodiversitätsshow" des Techno-Künstlers und Ökologen Dominik Eulberg auf, in der er vermitteln will, "dass wir die Trennung von Mensch und Natur überwinden müssen, um zu einer neuen 'Togetherness' zu gelangen", wie es im Programm heißt. In einer Videobotschaft ergänzte der Künstler: "Aber lustvoll, nicht mit dystopischem Alarmismus". Im Haupthof des MQ wartet eine eigens für den "Fledermaustag" entwickelte audiovisuelle Mappingshow namens "Im Takt der Zeit" auf die Besucher, im Rahmen des Vienna City Marathons wurde eine eigene "Mäuse-Kategorie" für Kinder ab 3 Jahren eingeführt, die geschminkt und verkleidet als Fledermäuse 200 Meter weit "flattern" dürfen. Und schließlich übernimmt man auch eine Patenschaft für die Flughunde im Tiergarten Schönbrunn, "weil sie nicht nachtaktiv sind wie die Fledermäuse und zudem Vegetarier sind", so Geyer augenzwinkernd. Die Patenschaft startet am heutigen 150. Jahrestag der "Fledermaus"-Uraufführung - und lädt Besucher schon jetzt ein, sich im Tierpark auf das "Strauss-Jahr" einzustimmen. (apa/red)