Mehr Unterstützungskräfte für Wiens Schulen
Wien hat ein neues Unterstützungspaket für Pflichtschulen geschnürt. Wie Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) der APA mitteilte, kommen zusätzliche Kräfte etwa im Bereich Inklusion zum Einsatz. Auch die Schulsozialarbeit wird aufgestockt. Ausgeweitet wird etwa das Projekt "I-Plus-Fachkräfte" für Schülerinnen und Schüler mit besonderem Unterstützungsbedarf. In einer Pilotphase waren hier zehn Personen beschäftigt. Nun wächst der Mitarbeiterstand auf 34.
I-Plus Fachkräfte verrichten Tätigkeiten wie Unterstützung beim An- und Ausziehen, Ein- und Ausräumen der Schultaschen oder auch Hilfestellungen bei der Basisversorgung - also beim Toilettengang, dem Essen oder dem Waschen. Auch eine Begleitung bei schulischen Übergangssituationen wie Klassen- oder Raumwechsel bzw. der Gang in die Garderobe ist möglich. Zudem werden in dem Bereich mehr als 50 Zivildiener bzw. zehn Personen im freiwilligen Jahr aufgenommen.
Auch der Ausbau administrativer Unterstützungskräfte wurde angekündigt. Das Ziel, dass jede allgemeinbildende öffentliche Wiener Pflichtschule über eine solche verfüge, sei bereits erreicht worden, betonte Wiederkehr. In den vergangenen Jahren sei die Anzahl der Schulsekretärinnen und -sekretäre (ohne Campus-Standorte, Anm.) um mehr als 150 Personen aufgestockt werden. Nun würden 1,5 Mio. Euro für den weiteren Ausbau investiert. Entlastet werden sollen vor allem Schulleitungen.
Deutlich intensiviert wurde bzw. wird laut Wiederkehr auch die Schulsozialarbeit. Seien im Schuljahr 2019/20 noch insgesamt 66 Vollzeitstellen zur Verfügung gestanden, habe sich diese Zahl mit dem vergangenen Schuljahr bereits auf 85 erhöht. Nun erfolgt ein Anstieg auf 95 Posten.
Angesichts des Ausbaus der ganztägig geführten Schulformen wird auch dort personell erweitert. Das Plus beträgt 371 Freizeitpädagoginnen und -pädagogen. Konkret werden es im kommenden Schuljahr 2.770 sein. Damit, so betonte der Stadtrat, seien in diesem Bereich alle offenen Stellen besetzt worden.
Starten wird auch das Pilotprojekt "KLIPSY School - psychische Gesundheit im Klassenzimmer". Es soll dazu beitragen, psychische Problemlagen junger Menschen frühzeitig zu erkennen. Bei Bedarf ist eine individuelle Vermittlung an weitere psychologische Angebote der Stadt vorgesehen. Das Projekt wird an mehreren Schulstandorten starten.
Eine Fortsetzung erfahren die "Wiener Bildungschancen". Dieses beinhaltet die Bereitstellung von Budgets für die Bezahlung externer Angebote. Die Stadt stellt dafür insgesamt 4 Mio. Euro zur Verfügung.
Das Gesamtvolumen des Pakets beträgt insgesamt rund 91 Mio. Euro. Mehr als 400 zusätzliche Personen zur Unterstützung an den Schulen werden damit laut Wiederkehr finanziert. "Wir unterstützen die Wiener Pflichtschulen dort gezielt, wo sie es in der Praxis tatsächlich brauchen", zeigte er sich überzeugt. Die damit verbundenen Maßnahmen würden die Schulen weiter entlasten und dafür sorgen, dass der Fokus noch mehr auf den Unterricht gelegt werden könne.
Wenig begeistert wurde das Paket von der Opposition aufgenommen. ÖVP-Bildungssprecher Harald Zierfuß sah eine "Fortsetzung der pinken Oberflächen-Kosmetik". Die Ausweitung der Schulassistenz sei längst überfällig, die Administrativkräfte wegen der Konfinanzierung des Bundes keine Wiener Leistung und 95 Schulsozialarbeiter für 450 Pflichtschulen seien zu wenig. Die beste Unterstützung für Wiens Schulen wären außerdem "Kindergärten, in denen Kinder mit nicht-deutscher Umgangssprache auch tatsächlich Deutsch lernen".
Die FPÖ sprach wiederum in einer Aussendung von "Showpolitik". Sie ortete ein "massives Gewaltproblem" an Wiens Schulen, das nur mit der Aufstockung von Schulsozialarbeitern nicht zu lösen sei. Die zusätzlichen Sekretariatskräfte seien nur ein Tropfen auf den heißen Stein. "Insgesamt vermittelt das vorgestellte Paket den Eindruck, dass mehr verwaltet als tatsächlich gestaltet werden soll."
Auch die Grünen zeigten sich nicht sonderlich angetan. "Das Unterstützungspaket fällt wieder einmal unter die Kategorie 'zu wenig, zu spät'", befanden das Bildungssprecherteam Julia Malle und Felix Stadler. Die Aufstockung der I-Plus-Fachkräfte sei etwa längst überfällig. Andere Bundesländer hätten für solche Assistenzpädagoginnen bzw. -pädagogen sogar eine gesetzliche Regelung, gaben sie zu bedenken. Dass Wien nach dreieinhalb Jahren pinker Regierungsbeteiligung erst 95 Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter für knapp 500 Pflichtschulen hat, wurde ebenfalls kritisiert.
Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) hat unterdessen am Rande einer Pressekonferenz Berichte über eine Kündigungswelle unter Wiener Lehrern zurückgewiesen. Im Sommer 2023 gab es 22 Abgänge in Wien, in diesem Sommer waren es 23. (APA)