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Alk-Verbot: Obdachlose im Wohngebiet Alk-Verbot: Obdachlose im Wohngebiet

Alk-Verbot: Obdachlose im Wohngebiet

Auf der Praterstraße sollen jetzt als erste Maßnahme Sitzbänke „versetzt“ werden. Streetworker sind verstärkt unterwegs.
Vanessa Kogler
Montag, 27. August 2018
Verfasst am 27.08.2018 von Vanessa Kogler

Seit vier Monaten ist das Alkoholverbot rund um den Bahnhof am Praterstern in Kraft. Während Polizei und ÖBB eine positive Bilanz ziehen, berichten Anrainer, Geschäftsleute und Streetworker von neuen Problemen. Viele Wohnungslose lassen sich jetzt offenbar auf Bänken und Sitzgelegenheiten entlang der Praterstraße, Heinestraße oder rund um den Rabbiner-Friedmann-Platz nieder. Es geht vor allem um Lärm oder Hygieneprobleme.

Lärm und Exkremente

„Sie trinken da, sie schlafen da und verrichten ihre Notdurft“, erzählt Natascha, die in der nahen Zirkusgasse wohnt. Ein Problem, mit dem Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger (Grüne) derzeit täglich konfrontiert wird. Viele Anrainer und Geschäftsleute wollen, dass etwa Sitzgelegenheiten in ihrer Nähe komplett verschwinden. „Wir haben schon Bänke versetzen lassen, etwa wegen Hygieneproblemen neben Schanigärten. Ganz abmontieren wollen wir diese aber nicht,“ verweist Lichtenegger etwa auf ältere Menschen, die schlechter zu Fuß unterwegs sind.

Wirte befürchten Einbußen

Seit Inkrafttreten des Alkoholverbots zieht es viele Wohnungslose auch zum nahen Rabbiner-Friedmann-Platz. Viele würden dort schon frühmorgens Alkohol konsumieren, Sitzplätze belagern und ungeniert an Wände urinieren. „Viele Gäste zeigen Verständnis, andere kommen nicht mehr so gern zu uns“, befürchtet Mostlandl-Wirtin Herta Holzer Einbußen. Probleme, die Martina Pint vom Wohnungslosen-Tageszentrum „Stern“ zur Genüge kennt. Zweimal pro Tag sind die Streetworker vom Roten Kreuz unterwegs, um mit möglichen Klienten Kontakt aufzunehmen. Diese aufzuspüren, werde zunehmend schwieriger, da sie sich auf verschiedene Gebiete zerstreuen würden, sagt sie. Und weiter: Eine größere soziale Einrichtung wäre wünschenswert. Auch von Bezirksseite kommt der Ruf nach sozialen und medizinischen Begleitmaßnahmen.

Suchthilfe: Verstärkte Sozialarbeit

Die Sozialarbeit sei am Praterstern und in der Umgebung seit dem Alkoholverbot verstärkt worden, berichtet der Koordinator der Sucht- und Drogenkoordination am Freitag der APA: "Wir haben Ressourcen dorthin verlagert." Natürlich sei die Arbeit der Streetworker "nicht leichter geworden". Von Verdrängungseffekten zu sprechen, sei aber zu verfrüht. Denn in den Sommermonaten hielten sich stets mehr Personen im öffentlichen Raum auf. Deshalb müsse man die Sache über einen längeren Zeitraum und unter Einbeziehung aller Jahreszeiten betrachten. Mobile und stationäre Räumlichkeiten seien prinzipiell in Planung. Mehr dazu im Videobeitrag! (vk/apa)