Rotes Kreuz hat 17 Millionen Euro Mehrkosten
Seit mehr als zwei Monaten ist das Rote Kreuz im Corona-Einsatz. Die größte humanitäre Nonprofit-Organisation in Österreich hat durch entgangene Einnahmen und dem zusätzlichen Aufwand 17 Millionen Euro Mehrkosten. Würde man die Stunden der Freiwilligen rechnen, kämen noch bis zu elf Millionen Euro dazu, sagt Michael Opriesnig, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes am Mittwoch. Seit Ausbruch der Krise wurden 126.000 Corona-Abstriche genommen, 14.000 Fahrten mit infizierten PatientInnen abgewickelt und insgesamt 145.000 Telefonate unter der Gesundheits-Hotline 1450 entgegengenommen. Die Nutzung der Corona-App wird weiterhin empfohlen.
Zahlreiche Experten erwarten eine zweite Infektionswelle im Herbst/Winter. Österreich sei darauf "gut vorbereitet", sagte Bundesrettungskommandant Gerry Foitik. Für den Fall der zweiten Welle sei man dabei, strategische Reserven aufzubauen. Auch die personelle Ausstattung und die Kapazitäten im Gesundheitswesen seien entsprechend gerüstet. Derzeit gebe es wöchentlich neues Wissen bezüglich SARS-CoV-2, neue Studien werden publiziert. "Mit diesem Wissen werden wir es schaffen, eine mögliche zweite Erkrankungswelle besser zu beherrschen", sagte Foitik.
Opriesnig betonte, dass das Rote Kreuz eine Krisenorganisation mit mehr als 70.000 Freiwilligen ist. "Wir helfen auch bei Krisen, die die gesamte Gesellschaft betreffen", sagte Opriesnig. Er verwies außerdem auf Neutralität und Unparteilichkeit seiner Organisation. "Dass wir mit den österreichischen Behörden im humanitären Bereich zusammenarbeiten ist sogar in einem eigenen Rot-Kreuz-Gesetz festgeschrieben", betonte der Generalsekretär. Die zentrale Rolle des Roten Kreuzes in der logistischen Abwicklung hatte in der Vergangenheit bereits für Kritik gesorgt.
Derzeit befinde sich das Rote Kreuz laut Opriesnig in einer Doppelrolle. Einerseits sei man damit beschäftigt, die Ausbreitung des Virus zu stoppen und einzudämmen, andererseits selbst von massiven Einschränkungen durch die Pandemie betroffen. So können beispielsweise zahlreiche Kurse nicht abgehalten werden. Dadurch ergeben sich "wirtschaftliche Konsequenzen. Ersten Schätzungen zufolge sind dem Roten Kreuz im März und April durch entgangene Einnahmen und dem zusätzlichen Aufwand Kosten von 17 Millionen Euro entstanden", erläuterte der Generalsekretär. Ein Gutteil der Mehrkosten sollen über Verträge auf Bundesländerebene gedeckt werden, allerdings rechnet das ÖRK damit, dass viele Einnahmenentgänge nicht ersetzt werden. Mehr als 400 Mitarbeiter hat das Rote Kreuz in Kurzarbeit geschickt. Diese sollen nun Schritt für Schritt wieder ihre normale Arbeit aufnehmen. (APA/red)