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Naschmarkt: Park statt Parkplatz? Naschmarkt: Park statt Parkplatz?
Politik

Naschmarkt: Park statt Parkplatz?

Geht es nach den Grünen in Mariahilf soll der Parkplatz beim Naschmarkt bald einem Park weichen - samt Radspielplatz.
Vanessa Kogler
Donnerstag, 27. August 2020
Verfasst am 27.08.2020 von Vanessa Kogler

Braucht es des großen Parkplatz bei der U4-Kettenbrückengasse wirklich? Nein, finden die Grünen in Mariahilf. Sie wollen das 10.000 Quadratmeter großes Asphaltareal beim Wiener Naschmarkt in eine Erholungszone samt Bäumen, Bepflanzung, Wasser und Radspielplatz umgestalten. Mit dieser, nicht ganz neuen Ansage zieht der Mariahilfer Bezirks-Spitzenkandidat Michael Reichelt in die Wien-Wahl. Der bekannte Flohmarkt, der auf einem Teil der Fläche jeden Samstag abgehalten wird, soll erhalten bleiben.

"Asphaltwüste ohne Aufenthaltsqualität"

Die Wienfluss-Platte westlich des Naschmarkts sei derzeit "eine reine Asphaltwüste ohne Aufenthaltsqualität", monierte Reichelt, derzeit grüner Bezirksvorsteher-Stellvertreter im SPÖ-regierten Mariahilf, bei einem Medientermin am Donnerstag. Im Sommer stelle der Platz eine Hitzeinsel mit bis zu 65 Grad Oberflächentemperatur dar, die es im dichtverbauten Bezirk mit einem Grünanteil von lediglich zwei Prozent eigentlich gar nicht geben dürfte.

Kampf um den Bezirksvorsteher-Posten

Reichelt will nun Nägel mit Köpfen machen, wobei er natürlich mit Blick auf die Wahl am 11. Oktober nicht vergaß zu erwähnen, dass die Umsetzung der Pläne ungleich realistischer wäre, sollten die Grünen die SPÖ in Mariahilf von Platz 1 verdrängen können. "Es ist bisher hier nichts passiert, weil der politische Wille endenwollend ist, wenn es um Stellplätze geht", erklärte Reichelt. Die Grünen seien die einzige Fraktion, die konkrete Vorschläge mache.

SPÖ: Umfangreiches Konzept im Herbst

Das stimmt so nicht, kontert der SPÖ-Bezirksvorsteher Markus Rumelhart im W24-Interview. Der Platz wäre tatsächlich nicht mehr zeitgemäß, auch gegen die Hitzeinsel müsse etwas gemacht werden. „Dazu braucht es ein g‘scheites großes Konzept, dafür braucht es die Unterstützung der Stadt Wien und daran arbeiten wir gerade". Noch im Herbst könnte es präsentiert werden.

Dass es Bäume am Flohmarkt-Areal geben soll, sei nicht einfach. Der Platz sei in der Mitte nur 20 bis 30 cm tief, Baumpflanzungen wären also nicht möglich. Außerdem wären derzeit viele Anrainerinnen auf die Parkplätze angewiesen. Im Bezirk arbeite man aber gerade an einer Ausweitung der Anrainerinnen-Stellplätze von 15 auf 30 Prozent.

FPÖ: "Aufgewärmte Hanfidee"

"Auf einer Überplattung kann man keine Bäume pflanzen, Erdhaufen aufschütten und Seen anlegen“, kontert am Donnerstag auch der FPÖ-Bezirksparteiobmann Leo Kohlbauer via Aussendung. Er spricht von einer "aufgewärmten Hanfidee" der Grünen und will lieber am Naschmarkt ein "Österreich-Kulinarium" mit heimischen Produkten initiert wissen.

Obwohl unter dem jetzigen Riesen-Parkplatz die U4-Trasse und der Wienfluss verlaufen, wären mithilfe von Erdhügel-Aufschüttungen auch Baumpflanzungen möglich, so der Vize-Bezirksvorsteher. Der an Samstagen stattfindende traditionelle Naschmarkt-Flohmarkt wäre durch die Neugestaltung nicht bedroht, versicherte er. Vielmehr würde er dadurch sogar aufgewertet.

Weniger Stellplätze

Nach der Umgestaltung sollen von den derzeit bis zu 300 Parkplätzen einige bleiben, so der Grün-Politiker. Wie viele genau, ließ Reichelt offen. Er wies aber zugleich darauf hin, dass der Pkw-Bestand im Bezirk kontinuierlich zurückgehe – konkret um 200 Pkw im Jahr - und die Stellflächen schon jetzt unter der Woche nie ausgelastet seien.

Pflanzenzonen und Sitzgelegenheiten

Was stellen sich die Grünen darüber hinaus vor? Die Asphaltfläche soll einem Pflasterbelag weichen, großzügige Pflanzenzonen, offene Wasserflächen, beschattete Sitzgelegenheiten und - im westlichsten Teil des Areals - ein Radspielplatz könnten geschaffen werden. "Dort könnten Kinder üben, wie man in der Stadt Rad fährt - wie man zum Beispiel vermeidet, in Straßenbahnschienen zu kommen."

Reichelt hofft, das Projekt im Laufe der kommenden Legislaturperiode umsetzen zu können. Angaben zu etwaigen Kosten gab es heute auf Nachfrage noch keine. Dies würde dann erst die genaue Detailplanung ergeben, die im Übrigen unter Beteiligung der Bürger erfolgen soll. "Wir sind bei der Planung und Finanzierung aber jedenfalls auf die Unterstützung der Stadt angewiesen", meinte Reichelt. Tatsächlich könnte ein solches Projekt aber – je nach Umsetzung – bis zu 900.000 Euro kosten. Ohne Hilfe der Stadt, kann es also nicht realisiert werden. (apa/vk)