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Wiener Krisenzentren für Kinder und Jugendliche 2023 stark belastet Wiener Krisenzentren für Kinder und Jugendliche 2023 stark belastet
Gesundheit

Wiener Krisenzentren für Kinder und Jugendliche 2023 stark belastet

Die Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien hat diese Woche im Landtag ihren Tätigkeitsbericht für das Jahr 2023 vorgelegt.
W24 Redaktion
Donnerstag, 20. Juni 2024
Verfasst am 20.06.2024 von W24 Redaktion

Die Kinder- und Jugendanwaltschaft (KIJA) Wien hat diese Woche im Landtag ihren Tätigkeitsbericht für das Jahr 2023 vorgelegt. Zu den "intensivsten" Themen des vergangenen Jahres gehörten demnach Bildung, Inklusion, Monitoring, Kinder- und Jugendhilfe sowie ehemalige Heimkinder. Keine Verbesserung habe es bei den Krisenzentren gegeben, diese Einrichtungen seien nach wie vor stark überlastet gewesen.

"Wann immer wir vor Ort waren, erwarteten uns zehn bis zwölf Kinder und Jugendliche, somit weit mehr als die höchstens acht im Abklärungsverfahren vorgesehenen Kinder", heißt es im Bericht. "Beispielsweise lernten wir ein fünfjähriges ukrainisches Mädchen kennen, das nicht Deutsch spricht und in einer Einrichtung mit einer delinquenten 13-jährigen Jugendlichen zusammenlebt, wegen der ein Security-Dienst Tag und Nacht anwesend sein muss." Zur gleichen Zeit habe im selben Zentrum ein 14-jähriger autistischer Bursche seit einem Jahr auf den Ausgangs des Pflegschaftsverfahrens gewartet.

"Unter solchen Bedingungen können weder Minderjährige geschützt noch Krisenabklärungen und Beziehungsarbeit gewährleistet werden", kritisiert die KIJA. Im Fokus müssten dann Beaufsichtigung und Versorgung stehen, fachliche Standards würden "zwangsläufig aufgeweicht". Die Sozialpädagoginnen und -pädagogen seien aber "trotz schwieriger Rahmenbedingungen, Personalknappheit und sehr herausfordernder Fallgeschichten für die Kinder und Jugendlichen da".

In Wien können rund 2.400 junge Menschen bis 21 Jahre aus Gründen wie Krankheit der Eltern, Vernachlässigung, Gewalt und Flucht nicht bei ihren Familien leben. Nach einer Abklärungsphase in einem Krisenzentrum werden sie in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe oder des Fonds Soziales Wien betreut. "Im Jahr 2023 haben vor allem Einrichtungsschließungen aufgrund von Personalmangel, aufgelöste Pflegeverhältnisse und die systemische Überlastung der Krisenzentren Sorgen bereitet", so die Bilanz für diesen wichtigen Betreuungsbereich.

Ein anderes Kapitel widmet sich dem Jugendstrafvollzug, der neu aufgestellt wird - mit der Einrichtung einer Sonderanstalt für Jugendliche in Simmering. Die KIJA empfiehlt eine Weiterentwicklung des Vollzugs am neuen Standort mit verbesserten Haftbedingungen vor allem für Mädchen sowie Alternativen wie Wohngemeinschaften oder Fußfessel: Bei einem Sprechtag im Jugenddepartment der JA Wien Josefstadt hätten sich in den vertraulichen Gesprächen als Probleme mangelnde Beschäftigungs- und Freizeitangebote, große Unterschiede zu Jugendlichen, die in Abteilungen für junge Erwachsene unterbracht sind, und schwer nachzuvollziehende Telefonregeln herauskristallisiert. "Besonders gravierend ist die Situation für Mädchen und junge Frauen", heißt es im Bericht. "Aufgrund des geringen Anteils an Insassinnen gibt es keinen eigenen Bereich im Jugenddepartment. Sie werden mit erwachsenen Frauen untergebracht und finden nicht die gleichen Bedingungen wie die männlichen Insassen vor - eine Tatsache, die sich übrigens auch nicht mit der Errichtung der Sonderanstalt Münnichplatz ändern wird."

"Es gibt immer noch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, denen Grundrechte verweigert werden. Diese Versäumnisse mögen systemischer oder struktureller Natur sein, individuell oder auch politisch, dennoch dürfen wir diese nicht hinnehmen", sagte die Kinder- und Jugendanwältin Dunja Gharwal in einer Aussendung. Zu den weiteren Forderungen der KIJA gehören u.a. ein Anspruch auf einen Kindergartenplatz auch für Kinder mit Behinderungen, ein Rechtsanspruch auf Entschädigung für Kinder und Jugendliche, die in der stationären Fremdbetreuung Gewalt und Missbrauch erleben, sowie Entschädigungsleistung für ehemalige Heimkinder. (APA)