Narrenturm: "Was ist normal?"
"Was als ‚normal‘, als häßlich oder als schön gilt, ändert sich von Ort zu Ort und im Lauf der Zeit", sagt eine neue Ausstellung im Narrenturm des Alten AKHs. Auf drei Räume verteilt zeigt sie historische Abgüsse von Krankheitsbildern, sogenannte „Moulagen“. Diese legen nahe, dass es im Wien des 19. Jahrhunderts ganz normal gewesen sei, Menschen mit Krankheiten zu sehen, die es heute nicht mehr gibt. Z.B. die Infektionskrankheit Lepra, von der ebenfalls Schaubobjekte ausgestellt sind. Neben den Krankheiten widmet sich die Ausstellung auch den Machern der Wachsabgüsse wie etwa Carl Henning (1860-1917), dessen Sohn Theodor die Arbeit des Vaters fortgesetzt hat.
Darüber hinaus schlägt die Schau eine Brücke zur Gegenwart und stellt große Fragen: „Was ist normal?“ Oder: „Wie beeinflussen soziale Medien die Selbstwahrnehmung?“ In diesem Zusammenhang sieht Sammlungsleiter Eduard Winter auch einen Mehrwert für junge Menschen vorbeizuschauen. Zur eigenen Selbstwahrnehmung können sie vor Ort einen interaktiven Test machen. Die Sonderausstellung "Die Kunst der Moulage - verewigte Krankheitsbilder" startet am 29. Mai und läuft ein Jahr lang. Uns fällt auf, je länger wir die ungewöhnlichen Krankheitsbilder im Narrenturm anschauen, desto "normaler" werden sie für uns.