Sozialmärkte: "Das Leben bleibt teuer"
Trotz sinkender Inflation bleiben die Lebenserhaltungskosten hoch. Großer Andrang in Wiens Sozialmärkten. W24-Lokalaugenschein beim Samariterbund-Sozialmarkt in der Frömmlgasse (21.)
Zahl der Sozialmarkt-Kund*innen am Steigen
Auch wenn sich die Jahresinflation 2024 mit 2,9 Prozent im Vergleich zum Jahr davor entspannt hat. Die Lebenserhaltungskosten bleiben hoch und werden für immer mehr Menschen zum Problem. Darauf macht am Mittwoch der Samariterbund Wien aufmerksam. „Von 2021 bis heute stieg der Zahl der Kund*innen um fast 50 Prozent – von 17.000 auf 25.000 Personen“, erklärt die Präsidentin des Samariterbunds Wien, Susanne Drapalik im W24-Interview. „Um diesen wachsenden Herausforderungen begegnen zu können, brauchen wir dringend verlässliche Förderungen und eine bessere politische Unterstützung“, betont Oliver Löhlein, Geschäftsführer des Samariterbund Wiens.
Essengehen als unerreichbarer Luxus
Mittwoch, 11 Uhr, im Samariterbund-Sozialmarkt in der Frömmlgasse im 21. Bezirk. Eine lange Schlange an Menschen stellt sich hier für eine Gratis-Mahlzeit an. Viele haben eigene Essensbehälter dabei, so wie Seniorin Anna. Essen gehen ist für die Mindestpensionistin ein Luxus. Anna: „das geht sich nicht aus“. Die rund 250 Mahlzeiten die im Rahmen des Sozialprojekts Suppentopf über die Theke gehen, sind gefragt und oft schnell ausgegeben. Heute gibt es Polpetti mit Nudeln und Ofengemüse. „Gesunde Mahlzeiten sind gerade für Armutsbetroffene wichtig“, ergänzt Drapalik.
Immer öfter kommen Familien
Nicht nur die Mahlzeiten sind heißt begehrt, auch die günstige Ware im Sozialmarkt, die deutlich unter den Preisen beim Diskonter liegt. Neben Senior*innen kaufen auch immer öfter junge Familien im Sozialmarkt ein.
Weniger Frischprodukte für Sozialmärkte
Dabei bekommen die Sozialmärkte immer weniger Produkte vom Handel. Aufgrund von nicht zuletzt Nachhaltigkeitsstrategien, werden den Sozialmärkten immer weniger Frischprodukte zur Verfügung gestellt. „Es sind um die 30 Prozent weniger als früher. Vor allem Obst und Gemüse fehlen“, erzählt Stefan Hörmann, seit 2019 Leiter des Sozialmarkts in der Frömmlgasse.
Ruf nach verlässlichen Förderungen und besserer politischer Unterstützung
Um den Betrieb im Sozialmarkt zu sichern, braucht es drei Hauptangestellte und fünf bis sechs ehrenamtliche Mitarbeiter*innen. Im Hinblick auf die laufenden Regierungsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP meint Drapalik, dass die kommende Regierung rasch handeln und Armutsbetroffene nicht aus dem Blick verlieren dürfe. Löhlein dazu: „Wir brauchen dringend verlässliche Förderungen und eine bessere politische Unterstützung“ (vk)