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Erste Reaktionen nach geschlagener Wien-Wahl Erste Reaktionen nach geschlagener Wien-Wahl
Wien wählt

Erste Reaktionen nach geschlagener Wien-Wahl

Die SPÖ sieht "ein gutes Ergebnis", die FPÖ jubelt vorsichtig und die ÖVP sieht das Wahlziel erfüllt.
W24 Redaktion
Sonntag, 27. April 2025
Verfasst vor 8 Stunden von W24 Redaktion

Mit Applaus sind die ersten Trendprognosen für die Wiener Gemeinderatswahl am Sonntag bei der SPÖ im Rathausklub aufgenommen worden. Landesparteisekretärin Barbara Novak zeigte sich in einer ersten Reaktion zweckoptimistisch. Es sei "noch keine einzige Stimme ausgezählt worden", betonte sie, es stehe ein langer Wahlabend bevor. Grundsätzlich wären 37 Prozent "schon ein sehr gutes Ergebnis" und ein großer Vertrauensbeweis für Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), meinte Novak.

Die SPÖ sei klar stimmenstärkste Partei und Ludwig werde mit aller Voraussicht Bürgermeister der Bundeshauptstadt bleiben, meinte die Landesparteisekretärin. Die Verluste erklärte sie mit dem allgemeinen Trend, dass regierende Parteien nach den Krisenjahren mit Pandemie, Ukraine-Krieg und Teuerung bei Wahlen verlieren würden.

Die SPÖ hat für den Wahlabend keine Wahlparty geplant, wohl auch weil man von zumindest leichten Verlusten ausgegangen war. Offiziell heißt es, die Funktionäre seien bis in die Nachtstunden mit dem Auszählen der Stimmen beschäftigt und hätten keine Zeit zum Feiern.

Ob sich Rot-Pink ausgehen würde noch offen

Spitz auf Knopf steht es für eine Mehrheit von SPÖ und NEOS - Tendenz aktuell eher negativ. Kurz nach Veröffentlichung der noch mit einer großen Schwankungsbreite von drei Prozentpunkten behafteten Daten betonte NEOS-Landesgeschäftsführer Philipp Kern, dass hier "noch vieles unsicher" sei. Das eigene Ergebnis sei "großartig", erklärte er in einer ersten Reaktion gegenüber dem ORF.

Man habe "das beste liberale Ergebnis in Wien jemals" eingefahren, zeigte sich Kern überzeugt. Mit 8,5 Prozent lägen die NEOS wie erwartet knapp über ihrem Ergebnis aus dem Jahr 2020 (7,47 Prozent). Der Wermutstropfen ist allerdings, dass man zusammen mit der SPÖ - Stand jetzt - die notwendige Mandatsmehrheit von 51 Sitzen um zwei Mandate verfehlen würde. "Wir warten auf die erste Hochrechnung", sagte Kern, der in der Fokussierung auf das Thema Bildung und das Betonen seiner Partei, mit der SPÖ weiterregieren zu wollen, keinen Fehler sieht.

Arapović lobte schnelle Reaktion nach Wiederkehr-Wechsel

Nach der durch den Wechsel des ursprünglichen Spitzenkandidaten und Vizebürgermeisters, Christoph Wiederkehr, in die Bundesregierung notwendig gewordenen Personalumstellung habe man rasch reagiert und sich auf die unerwarteten Änderungen eingestellt, so NEOS-Spitzenkandidatin Selma Arapović bei der Stimmabgabe vor Journalisten. Sie habe sich von den Aktivistinnen und Aktivisten gut unterstützt gefühlt. Sie wolle auch betonen, "dass es ein fairer Wahlkampf war". Die überraschend aufgerückte NEOS-Listenerste blicke mit "schönen Erinnerungen" auf die vergangenen Wochen zurück.

FPÖ jubelt vorsichtig

Die Freiheitlichen jubeln angesichts vorläufiger Zahlen für die Wien-Wahl, wenn auch noch vorsichtig. "Falls sich dieser Trend verfestigen sollte, dann wäre das eine Verdreifachung und damit ein großartiger Erfolg für die FPÖ", meinte Landesparteisekretär Lukas Brucker gegenüber der APA angesichts der ersten Trendprognose. "Wir haben mit Dominik Nepp einen sensationellen Wahlkampf geführt und die Wiener wünschen sich immer mehr Sicherheit und Fairness."

Offiziell jubeln wollte man bei der FPÖ, die den Wahlausgang zum Teil in einem Weinlokal neben dem Rathaus verfolgte, noch nicht. "Hier handelt es sich nur um eine Prognose und um keine Hochrechnung mit konkreten Wählerzahlen. Daher sind diese Daten mit großer Vorsicht zu genießen", relativierte Brucker vorerst noch. Eine Stellungnahme von Parteichef und Spitzenkandidat Nepp ist erst nach der ersten Hochrechnung zu erwarten.

ÖVP sieht Wahlziel erfüllt

Der Wiener ÖVP-Landesgeschäftsführer Peter Sverak sieht ein Wahlziel seiner Partei bei der Wien-Wahl erfüllt: "Wir sind definitiv regierungsfähig", sagte er nach Veröffentlichung der ersten Trendprognose. Diese prognostiziert der ÖVP ein Ergebnis von 11,5 Prozent und damit ein Minus von etwa 9 Prozentpunkten. Die angestrebte SPÖ-ÖVP-Koalition würde sich damit ausgehen, so Sverak in der Parteizentrale.

Die Funktionärinnen und Funktionäre reagierten mit verhaltenem Applaus auf die Prognose. Sverak gab zu bedenken, dass andere Rahmenbedingungen geherrscht hätten als noch bei der Wahl 2020. Die ÖVP habe es in Wien zudem "historisch immer schon ein bisschen schwieriger gehabt".

Lobende Worte gab es für den "soliden" Wahlkampf: Die Volkspartei habe klare Positionen bezogen und stark auf Inhalte gesetzt - etwa Sicherheit, Bildung, Gesundheit und Wirtschaft. 

Grüne hoffen auf "solides Ergebnis"

Mit vorsichtigem Optimismus reagiert der Grüne Landesparteichef Peter Kraus auf die Trendprognose zur Wien-Wahl. Die Werte seien "noch kein Ergebnis", lägen aber "leicht über den letzten Umfragen", sagte er zur APA. Sollten sich die 12,5 Prozent bestätigen, wäre das ein "solides Ergebnis" so Kraus. Vor allem, wenn man sich die Umfragen von vor einem Jahr ansähe, bei denen die Grünen deutlich niedriger lagen. Insgesamt könne es spannend werden, sagte der Parteichef.

Er hoffe auf ein Wahlergebnis, das in diesem Trend liege. Die Mehrheit der bisherigen Stadtregierung aus SPÖ und NEOS "wackelt ordentlich", urteilte Kraus. Dann gebe es für die SPÖ und Bürgermeister Michael Ludwig eine Entscheidung zwischen ÖVP und damit "Richtung Beton" oder den Grünen für die "lebenswerteste Stadt". Kraus selbst möchte die Stadtpartei jedenfalls weiterhin gemeinsam mit Spitzenkandidatin Judith Pühringer anführen.

KPÖ sieht historischen Erfolg

KPÖ-Bundessprecher Tobias Schweiger sieht das prognostizierte Abschneiden seiner Partei bei der Wien-Wahl mit vier Prozent Stimmanteil als "historisches Wahlergebnis", egal ob die Fünf-Prozent-Hürde letztlich genommen wird oder nicht. Gegenüber dem ORF betonte er Sonntagabend noch vor Vorliegen erster Auszählungsergebnisse, dass es jedenfalls nach einer Verdoppelung aussieht, nachdem die KPÖ 2020 im Bündnis LINKS bei knapp über zwei Prozent gelegen war.

"Wahrsagen ist leider keine kommunistische Eigenschaft, aber mit vier Prozent wären wir natürlich zufrieden", so Schweiger. Die Hürde in Wien sei ein Sonderfall und schwer zu knacken. In jedem anderen Bundesland wäre man mit vier Prozent im Landtag. Schweiger erwartet jedenfalls auch eine Stärkung in den Bezirken und freut sich generell über den wachsenden Zuspruch.
 

(APA)